„Wenn schon Richard, dann Wagner. Wenn schon Strauss, dann Johann!“ So das berüchtigte Zitat, das je nach Überlieferung wahlweise den Kollegen Bruckner oder Pfitzner zugeschrieben wird. Nachdem heutzutage aber schon genug Zwietracht gesät wird, entschied man sich bei den Münchner Philharmonikern lieber für die Versöhnung und setzte die Strauss-Dynastien aus Wien und München Seite an Seite aufs Programm.
Tatsächlich zauberte man dem Publikum in der Isarphilharmonie mit den „Dynamiden“ von Josef Strauss ein wissendes Schmunzeln auf die Lippen. Immerhin ähnelt ein Thema dieses Walzers ganz gewaltig jener Melodie, mit der 46 Jahre später der zweite Akt des „Rosenkavaliers“ ausklingen sollte. Ein Ohrwurm, dem in der Suite zur Oper ein prominenter Platz eingeräumt wurde. Wobei Dirigent Philippe Jordan nicht auf die vom Komponisten selbst verfasste Walzerfolge zurückgriff, sondern eine eigene Zusammenstellung präsentierte, die sich chronologisch an den orchestralen Höhepunkten der Partitur entlanghangelte.
Dass Jordan den „Rosenkavalier“ schon öfters geleitet hat, war diesem „Best of“ genau anzuhören. Zwar nicht unbedingt mit Wiener Schmäh, aber doch mit einem sicheren Gespür für Klangfarben. Und bei den Philharmonikern ist Richard Strauss eh fest in der Orchester-DNA verankert. Dies hörte man nicht nur in den silbrig glänzenden Streichern, sondern ebenso in den Soli von Konzertmeisterin Naoka Aoki oder Marie-Luise Modersohn, deren Oboe in Vertretung der Marschallin den zarten Impuls für das filigran ausgestaltete Finale gab. Auch für den Bayreuther Richard war dank Hilfestellung seines Schwiegervaters noch Platz. Nachdem er mit einer technisch sauberen, nie ins Mechanische verfallenden Interpretation des zweiten Liszt-Konzerts überzeugt hatte, legte Pianist François-Frédéric Guy mit der Transkription von „Isoldes Liebestod“ nach. So mild und leise, wie es der Text vorgab.
TOBIAS HELL