Aus Marseille: (La)Horde integrieren sogar Techno-Tanzen in ihren dynamischen Stil. © Jose Caldeira, Bernd Lindenthaler
Lange hatte nicht nur die Münchner Tanzszene auf die Veröffentlichung des Programms von Dance (22. Mai bis 1. Juni) gewartet, nun war es im Rahmen einer Pressekonferenz so weit. Der neue künstlerische Leiter Tobias Staab lud gemeinsam mit seinem dramaturgischen Team (Peter Sampel, Daniela Bendini) und dem Münchner Kulturreferat in die neue Festival-Location ein, in den bunt-quirligen Blitz-Club am Deutschen Museum.
Schnell wird klar, dass Staab den bewährten Pfaden von Vorgängerin Nina Hümpel folgt, aber auch eigene Wege beschreitet. Großgeschrieben wird beim etablierten Tanzdramaturgen und bildenden Künstler das interdisziplinäre Arbeiten im Kraftfeld von Tanz, bildender Kunst und Musik. Hierfür werden neue Räume für den Tanz erschlossen (zum Beispiel das Volkstheater), renommierte Horte der bildenden Kunst bespielt (Pinakothek der Moderne, Lenbachhaus, Haus der Kunst) oder bestehende Kooperationen intensiviert (Kammerspiele, Akademie der darstellenden Künste).
Ein zentrales Thema ist weiterhin Inklusion, weshalb die neu gestaltete Homepage auf leichte Sprache wie auch ein deutliches Schriftbild setzt und weitere Schritte in Richtung Barrierefreiheit geht. Vor allem werden erneut eine Vielzahl der Veranstaltungen kostenfrei angeboten. Die diesjährige Dance-Biennale steht für Miteinander und Begegnung: für die Überwindung von Grenzen. Ein Plädoyer für Toleranz und Respekt in dieser Welt, die sich aktuell „als die schlechteste aller möglichen präsentiert“, wie Staab meint. Kernfrage ist für ihn: was Künste gerade in dieser politisch, finanziell und gesellschaftlich so prekären Zeit leisten können. Seine Antwort: das Bilden einer Gemeinschaft, die nicht ausschließt, sondern in offenen Räumen zueinander findet und damit Mitgestalten ermöglicht.
Zahlreiche Gäste setzen sich künstlerisch mit den großen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit auseinander und nehmen Positionen zu den geopolitischen Umbrüchen und Spaltungen der Gegenwart ein. Insgesamt 19 Produktionen an elf Festivaltagen sind geplant. Höhepunkte dürften Künstler bieten, die noch nie in München zu erleben waren: etwa Marcos Morau und La Veronal, François Chaignaud oder das Kollektiv (La)Horde vom Ballet National de Marseille. Altbekannte Gesichter sind Richard Siegel, Tanzikone Anne Teresa De Keersmaeker, Marlene Monteiro Freitas oder Trajal Harrals, die allesamt so manches Tänzerherz höherschlagen lassen.
Das auf Nachhaltigkeit setzende Leitungsteam lädt über renommierte internationale Gäste auch Künstler der lokalen Freien Szene ein, darunter Moritz Ostruschnjak, Diego Tortelli und Miria Wurm. Zweifellos: Diese Dance-Ausgabe verspricht, eine runde Sache zu werden, die künstlerisch spannende und vielseitige Positionen präsentiert.
ANNA BEKE
Informationen
zum genauen Programm und zum Vorverkauf unter www.dance-muenchen.de.