Es ist eine unglaublich aufwendige Recherche, die Tobi Dahmen für seine Graphic Novel „Columbusstraße“ geleistet hat: Nach dem Tod seines Vaters endeckte der Zeichner und Autor alte Familienbriefe in den Unterlagen des Verstorbenen. Er begann mit den Nachforschungen und rekonstruierte gewissenhaft die Schicksale seiner Vorfahren während der Nazi-Zeit. Eine enorme Fleißarbeit. Im Zentrum steht die Familie väterlicherseits, die in der Columbusstraße in Düsseldorf lebte. Dahmen arbeitet sehr genau, was allerdings mitunter zulasten der Dramaturgie seiner Erzählung geht. Manche Verknappung hätte der Spannung gutgetan. Er zeichnet in Schwarz-Weiß und legt Wert auf die korrekte Abbildung von Orten, Kleidung, Ereignissen. Das freut vor allem alle historisch Interessierten. Leider gelingt ihm dieser differenzierte Blick nicht bei den Figuren. Da seine Familie aber weitverzweigt ist, kann es aufgrund der ähnlichen Gestaltung zu Verwechslungen kommen. Schade.
LEIC
Tobi Dahmen:
„Columbusstraße“. Carlsen, 528 Seiten; 40 Euro.
★★★☆☆ Annehmbar