Der Retter der Welt

von Redaktion

Virologe Hendrik Streeck gibt sein Debüt als Schriftsteller

Virologe, Politiker – und jetzt auch Krimi-Autor: Hendrick Streeck legt mit „Das Institut“ einen überraschend soliden Wissenschafts-Thriller um ein tödliches Virus vor. © privat

„Das Institut“ ist ein Wissenschafts-Thriller. © Piper

Ein bekannter Virologe, der jetzt für die CDU im neuen Bundestag sitzt und nun auch noch einen Thriller schreibt? Bei der Lektüre von „Das Institut“, dem ersten Roman von Hendrik Streeck, wird klar, wie diese Ehrgeiz-Kombi zusammenhängt. Denn der Thriller ist eine Abrechnung mit dem Wissenschaftsbetrieb in der Verkleidung eines Krimis.

Und als Politiker hofft Streeck wohl, dass er das, was er in diesem Krimi so überzeugend als Fehlentwicklungen der Wissenschaft beschreibt, ändern kann. Denn die Forscher in seinem Thriller sind nicht nur Idealisten, die mit ihren Erkenntnissen die Welt besser machen wollen, sondern auch käuflich, neidisch, von Ehrgeiz zerfressen – und schrecken für ihre Karriere auch nicht vor der Fälschung oder Schönung von Daten ihrer Versuche zurück.

Thriller-Fans sollten sich von diesem allzu offensichtlichen pädagogischen Ansatz Streecks nicht abschrecken lassen. Auch wenn es in der ersten Hälfte des Romans sehr viel um die Fehlentwicklungen in der Welt der Forscher geht – in der zweiten Hälfte nimmt der Krimi-Teil ordentlich Fahrt auf, wenn die beiden Erzähler (der Polizist Vince und der Virologe Frank) versuchen, die Erfindung einer verheerenden Biowaffe zu verhindern. Denn das ist die zweite Botschaft, die Streeck mit diesem Thriller transportieren will: Segensreiche Wissenschaft, etwa die Suche der Forscher im „Institut“ nach einer Art An-/Aus-Schalter für Viren, kann immer auch missbraucht werden.

Die jungen Postdocs Frank, Donna und Alice forschen eigentlich an diesem Viren-Schalter, um damit Krankheiten wie Krebs heilen zu können. Doch das Militär der USA und China wittern dahinter das Potenzial für die perfekte Biowaffe, mit der tödliche Viren nach Belieben an- und ausgeknipst werden könnten. Ausgangspunkt der Handlung ist der vermeintliche Freitod der Virologin Donna. Doch der Polizist Vince hat Zweifel, ob Donna wirklich freiwillig vom Hochhausdach gesprungen ist – und seine Zweifel wachsen, je vehementer seine Chefs versuchen, seine Ermittlungen zu stoppen.

Der Wissenschaftler Hendrik Streeck ist kein großer Literat. Aber er kennt Boston, den Schauplatz seiner Geschichte, gut, was dem Roman glaubwürdige Atmosphäre verleiht – Streeck hat wie sein Protagonist Frank als junger Forscher in den USA gearbeitet.

Und so kenntnisreich und interessant Hendrik Streecks Einblicke in die Welt der Virologen sind: Die Funktionsweise von Polizeiarbeit recherchierte der Autor erkennbar vor allem aus Krimis, weshalb die Ermittlungen von Vince weit weniger überzeugend geschildert werden als die Forschung.

Doch insgesamt ist dem Virologen mit seinem Romandebüt „Das Institut“ ein überraschend solider Thriller gelungen, den man vor allem zum Ende hin nicht mehr aus der Hand legen kann. Schließlich will man wissen, ob die Welt noch zu retten ist!
KLAUS RIMPEL

Hendrick Streeck:

„Das Institut. Im Schatten der Wissenschaft“. Piper Verlag, München, 428 Seiten; 18 Euro.

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