UNSERE KURZKRITIKEN

Ohne echten Nachhall

von Redaktion

Der Debütroman der 1983 geborenen, japanischen Journalistin Suzumi Suzuki führt hinein in das triste Leben im Rotlichtviertel Tokios. Nachts arbeitet die namenlose Ich-Erzählerin als Hostess, tagsüber kümmert sie sich um ihre krebskranke Mutter. Trotz des kurz bevorstehenden Todes kommen die beiden einander nicht näher. Fragen, die sich die Tochter am Krankenbett endlich zu stellen wagt, laufen ins Leere. Erst der Besuch eines Fremden macht ihr bewusst, wie sehr sie einander ähneln. Suzuki skizziert eine Frau, die Schicksalsschläge nicht an sich heranlässt. Ihre lethargische Art überträgt sich jedoch leider auch auf den Leser. Bis auf einzelne Passagen ist der Roman wenig berührend, sprachliche Wiederholungen ermüden zusätzlich. Ob es am Originaltext oder an der Übersetzung von Katja Busson liegt, ist schwer zu beurteilen. „Die Gabe“ gewährt zwar einen Einblick in eine fremde Welt, von einem nachhallenden Lesevergnügen kann jedoch keine Rede sein.
COPS

Suzumi Suzuki:

„Die Gabe“. S. Fischer, 112 Seiten; 22 Euro.


★★★☆☆ Annehmbar

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