In schmerzlicher Schönheit

von Redaktion

Das Rundfunkorchester rückt bei „Paradisi gloria“ die Trauer ins Zentrum

Zu lachen gab es in dieser Ausgabe von „Paradisi gloria“ nichts – stattdessen wurde die schmerzliche Schönheit von Trauer lautbar. Die Konzertreihe vom Chor des Bayerischen Rundfunks und dem Münchner Rundfunkorchester widmet sich sakraler Musik der Gegenwart – am Freitag im Zeichen von „Stabat mater dolorosa“: dem Schmerz der Mutter um den gekreuzigten Sohn.

Den Abend eröffnet Bariton Ljubomir Puškaric mit einer schlichten Melodie zum mittelalterlichen Gedicht-Gebet, dem die Männer-Schola des BR-Chors in der reinsten Form des Chorgesangs folgt: Dem einstimmigen gregorianischen Choral, der durch die räumliche Verteilung seine Wirkung entfaltet. Der zweigeteilte Chor umhüllt das Publikum in der wunderbar hallenden Akustik der Neuhausener Herz-Jesu-Kirche mit Stimmklang. Es folgen zwei reine Orchesterwerke, in denen Ivan Repušic sein Rundfunkorchester in schmerzlicher Schönheit aufblühen lässt. Peteris Vasks „Musica dolorosa“ für Streichorchester arbeitet mit drei zentralen Stilmitteln: fallende Glissandi, ein Endlichkeit symbolisierender Puls und scharfe Dissonanzen von bitterlich-strahlender Eindringlichkeit. Danach Arvo Pärts „La Sindone“ für Orchester – eine dreiteilige Klangvision von Kreuzigung, Beisetzung und Auferstehung Christi, das in seiner aufgewühlten Klangsprache vom typisch meditativen Gestus des Komponisten abweicht.

Schließlich finden Orchester, Chor und Solisten in zwei Werken polnischer Komponisten zusammen: Witold Lutosławskis „Lacrimosa“ lebt vom Kontrast des zarten Soprans zum vielstimmigen Chorklang. Größer angelegt ist Karol Szymanowskis „Stabat mater“, wo filigrane Solopassagen auf orchestrale und chorische Fülle treffen.
ANNA SCHÜRMER

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