Himmel und Hölle

von Redaktion

Silversteins Zeitreise im Backstage

25 Jahre wildes Tourleben hinterlassen ihre Spuren, wie an den Mitgliedern der kanadischen Post-Hardcore-Band Silverstein zu sehen ist. Sie zeichnet jedoch noch immer eine herausragende Spielfreude aus, die von den ersten Takten auf die 1200 Fans im ausverkauften Backstage übergeht. Sänger Shane Told versteht es, in der einen Sekunde noch die höchsten Töne zu treffen, um sich in der nächsten die Seele aus dem Leib zu brüllen. Dieses Wechselspiel zwischen Himmel und Hölle macht das Erfolgsgeheimnis der Band aus – und eines ganzen Genres. Langeweile ist hier fehl am Platz, wenn in den melancholischen Songs die eher dunklen Seiten des Lebens besungen werden.

Silverstein gehen besonders kreativ vor und beginnen mit den aktuellen Songs, um dann chronologisch immer tiefer in die Vergangenheit einzutauchen. So warten die größten Hits als krönender Abschluss. Doch auch die neueren Songs sind bereits Fanlieblinge, die textsicher mitgegrölt werden. Aus Nostalgie haben sich einige im Publikum als die Videospielhelden Mario und Luigi verkleidet. Sie sind mittendrin im Getümmel, als beim Hit „Smile in your Sleep“ alle völlig eskalieren. „My Heroine“ als berührende Akustik-Ballade beruhigt die Gemüter etwas. Dann setzt sich Sänger Shane Told die Mario-Mütze eines Fans auf und taucht mit „Bleeds no more“ noch einmal tief ein in die Vergangenheit, während Flammen über die drei Videoleinwände zucken. Zum Schluss winkt er beseelt mit der Mütze ins Publikum. Ein bisschen Spaß muss eben sein – auch nach einem Vierteljahrhundert Bandgeschichte.
MICHAEL HELLSTERN

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