Schräges mit Störenfried

von Redaktion

Jukka-Pekka Saraste und Fazil Say bei den Philharmonikern

Probe in der Isarphilharmonie: Jukka-Pekka Saraste (li.) und Fazil Say nahmen sich Dmitri Schostakowitschs erstes Klavierkonzert vor. © Co Merz

Das recht schräge Klavierkonzert, in dem eine Trompete als „Störenfried“ agiert und ein Streicherensemble freundschaftlich mitmischt, ist in den Münchner Konzertsälen nicht oft zu hören. Dabei stammt es von keinem Geringeren als Dmitri Schostakowitsch und ist schon fast hundert Jahre alt. Dieses Opus 35 stand im Mittelpunkt des vom finnischen Dirigenten Jukka-Pekka Saraste geleiteten Konzertes der Münchner Philharmoniker in der sehr gut besuchten Isarphilharmonie.

Mit Fazil Say saß der passende Solist am Flügel, und der Solotrompeter der Philharmoniker, Alexandre Baty, sorgte für die frechen Einwürfe. Virtuos fegte der Pianist durch seinen rhythmisch vertrackten, mit Akkord-Läufen gespickten Part, während die Trompete vorlaut dazwischen rief oder ein Ausrufezeichen riskierte. Nicht nur die Solisten, auch die von Saraste temperamentvoll animierten Streicher hatten ihre Freude am ironischen Zusammenspiel, bei dem außer einem gefühligen Lento jede Menge Zitate und ein Walzer aufschienen, dazu Beethovens Klavier-Capriccio „Wut über den verlorenen Groschen“ gewitzte Zuhörer schmunzeln ließ.

Gerahmt wurde Schostakowitschs erstes Klavierkonzert von Skandinavischem: Mit großem Aufgebot offerierten die Philharmoniker „Sisifoksen uni“ (Sisyphus‘ Traum) des 2015 verstorbenen, finnischen Komponisten Jouni Kaipainen. Ein spannendes, vielgestaltiges Werk, in dem die Streicher mit gleißenden Glissandi aufwarteten und wuchtiges Blech und Schlagwerk Akzente setzten.

Auch in der zweiten Symphonie von Jean Sibelius hielt Saraste den großen Aufriss im Blick, lenkte die Klangströme souverän und baute gewaltige Steigerungen auf. Dabei punkteten die Streicher mit samtiger Fülle wie mit hauchzarten Piani und das Holz mit farbiger Beweglichkeit. Das Blech klang zuweilen fast bedrohlich, die Pauke war in unermüdlichem Einsatz. Auch für dieses üppige Tongemälde gab es heftigen, lang anhaltenden Applaus.
GABRIELE LUSTER

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