Freut sich auf Weltklasse-Musiker in der Einstein-Halle 4: Michael Stückl, Chef des Jazzclubs Unterfahrt. © Marcus Schlaf
Ist der Ruf erst etabliert, wird ganz fröhlich expandiert: In dieser Woche startet die Münchner Unterfahrt, seit langem Deutschlands Jazzclub Nummer eins, in den denkmalgeschützten Kellergewölben des Kulturzentrums Einstein gleich zwei neue Reihen. Am Montag eröffnet der vom Kult-Trio The Bad Plus bestens bekannte Ethan Iverson die Solopiano-Serie „Einsteins Piano“, am kommenden Freitag macht Gitarrist Elias Prinz mit seinem Trio plus Strings den Auftakt zu „Swing Manouche“.
Wie kam es zu „Einsteins Piano“, wo sich doch in der Unterfahrt nicht zuletzt dank des exzellenten Flügels ohnehin die Weltklasse-Pianisten die Klinke in die Hand geben? „Wir haben da unten einen wunderbaren Steinway stehen, den wir vor einigen Jahren von den Philharmonikern bekommen haben, und der viel zu wenig genutzt wird“, erklärt Michael Stückl, UnterfahrtProgrammchef und Geschäftsführer von Einstein Kultur. Zwar habe er schon immer auch Pianostars für Solokonzerte in die Unterfahrt gebucht, aber ein Club mit Gastronomie sei dafür eben nicht unbedingt die optimale Umgebung. „Neulich war es einem Besucher schon peinlich, weil er eine Erdnuss hat fallen lassen und alle geschaut haben“, erzählt Stückl schmunzelnd. Er fühle sich bei Solokonzerten selbst oft unwohl und stehe dann am Kücheneingang, um zu intervenieren, wenn das Teller- und Geschirrklappern zu stören droht.
Derlei Probleme habe man in der konzertanten Atmosphäre der Einstein-Halle 4 nicht. Auch dass „Einsteins Piano“ parallel zum regulären Unterfahrt-Programm gespielt wird, sieht Stückl nicht als Problem. Die zunächst auf acht Konzerte im Jahr angelegte Reihe finde montags statt, wenn in der Unterfahrt traditionell Bigband-Abend ist. Da überschneide sich das Publikum kaum und „außerdem beginnen wir mit ,Einsteins Piano‘ schon um 19.30 Uhr, sodass, wer will, spätestens zum zweiten Set in die Unterfahrt wechseln kann.“ Die nächsten Piano-Solisten sind Michel Reis (28. April) und der für Grenzgänge zwischen Jazz und Klassik bekannte Tim Allhoff (12. Mai). Letzteres ist im Sinne Stückls, „schließlich hatten wir auch in der Unterfahrt schon Pianisten, die etwa über Bachs „Goldberg Variationen“ improvisiert haben“.
Die Reihe „Jazz Manouche“ knüpft an die oft auch Gypsy Jazz genannte Tradition eines Django Reinhardt an. Den Auftakt macht am Freitag Elias Prinz, der sein Trio für diesen Abend um Geige, Cello und Klarinette zum Sextett erweitert. Im Herbst war das Elias Prinz Trio einer von drei Finalisten beim „Jungen Münchner Jazzpreis“. Hätte es bei diesem Wettbewerb auch einen Publikumspreis gegeben, er wäre dem virtuosen Gitarrenstilisten kaum zu nehmen gewesen. Am 11. April wird die Reihe mit Klarinettist Giacomo Smith fortgesetzt, weitere führende „Swing Manouche“-Vertreter aus Frankreich, Spanien und Italien sind ebenfalls bereits in die Halle 4 gebucht.
Dieser kleine Spielort eigne sich auch zum Entdecken noch weniger bekannter Künstler. „Manchmal muss man ein Publikum auch entwickeln und dabei Durchhaltevermögen zeigen“, weiß Stückl aus Erfahrung. Wenn es erst einmal ein Bewusstsein für die Programmqualität entwickelt habe, bekämen auch unbekanntere Musiker Vertrauensvorschuss. „Früher musste es hier unten möglichst kalt sein, um das Bier zu kühlen. Ich will daraus jetzt einen Ort für warme Emotionen und tolle Musik machen.“
REINHOLD UNGER
Infos und Reservierungen
unter www.unterfahrt.de