Seit 2011 Erzähler: Schauspieler Sky du Mont. © dpa
Der wilde Haufen und sein Erzähler: (v. li.) Oliver Savile, Sky du Mont, Christian Lunn und Melissa Nettleford von der „Rocky Horror Show“ im Deutschen Theater. © Sven Darmer
Als Erzähler der „Rocky Horror Show“ muss man sich auf einiges gefasst machen. Sky du Mont (77) übernahm 2011 zum ersten Mal die Rolle in der Burleske von Richard O’Brien – und war irritiert von dem Schlagabtausch mit dem Publikum, wie er im Interview verrät. Mittlerweile liebt er die Interaktion und kehrt gerne zurück: In der von Regisseur Sam Buntrock für das 50. Jubiläum überarbeiteten Fassung ist er im Deutschen Theater in München zu hören, wo das Stück vom 25. März bis 13. April im Rahmen seiner Welttournee gastiert.
Waren Sie Fan des Musicals oder Films, als man Ihnen den Part des Erzählers in der „Rocky Horror Show“ anbot?
Ich mache das jetzt schon seit fast 15 Jahren immer wieder. Aber ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung davon hatte, als ich 2011 gefragt wurde. Ich bin dann erst einmal in München in die Museumslichtspiele gegangen, um mir den Film anzusehen. Dort läuft er ja seit 1977.
Sie kannten die „Rocky Horror Picture Show“ bis dahin gar nicht?
Nein. Ich war auch nur so mäßig begeistert. Das änderte sich aber, als ich das Stück erstmals auf der Bühne sah. Die Geschichte ist ja hanebüchen. Aber die Musik ist unfassbar mitreißend, eine absolute Mitmach-Musik. In den Kinos, in denen der Film damals lief, durchbrach das Publikum auf einmal die vierte Wand und machte mit bei dem, was auf der Leinwand geschah. Dieser Spaß übertrug sich dann auf die Bühnenaufführungen. Da tanzten plötzlich auch alle mit. „West Side Story“ und was es noch so alles damals gab, das waren ebenfalls erfolgreiche Musicals. Aber man saß still auf seinem Platz. Das war das Neue an der „Rocky Horror Show“: die Party.
Die Figur des Erzählers ist recht ungewöhnlich in einem Musical. Sie soll den Kontakt zum Publikum herstellen. Interaktion ausdrücklich erwünscht, wie alle Fans wissen. Aber Sie wissen eigentlich nie genau, wie ein Abend abläuft, oder?
Anfangs war ich zu Tode erschrocken, als mir jemand während meines Vortrags etwas zurief. Ich stand früher jahrelang im Residenztheater in München oder im Schillertheater in Berlin auf der Bühne, aber das kannte ich noch nicht. Tatsächlich rufen die Menschen im Saal manchmal nur „boring“ („langweilig“), wenn ich gerade ihrer Meinung nach etwas zu weit aushole. In manchen Städten sind sie etwas wagemutiger, und es entspinnt sich ein recht amüsanter verbaler Schlagabtausch. Inzwischen macht es mir einen Mega-Spaß. Frauen schreien schon mal „Ausziehen, ausziehen!“ oder „Ich will ein Kind von dir!“ Einmal rief mir eine Zuschauerin zu: „Geh doch nach Hause!“ Darauf habe ich gefragt: „Zu mir oder zu dir?“
Gehen diese Kommentare nicht mitunter zu weit?
Fast alles lässt sich mit Humor und einer gewissen Schlagfertigkeit lösen. Bei einigen ist manchmal spürbar zu viel Alkohol im Spiel, da muss man dann eine Grenze ziehen. Passiert aber nur sehr selten. Ich denke, inzwischen gehe ich damit ganz souverän um. Und das restliche Publikum hilft einem in solchen Fällen immer sehr.
Sie sind jetzt 77 Jahre alt, aber vom Ruhestand wollen Sie noch nichts wissen, scheint es. Im Sommer sind Sie in „Das Kanu des Manitu“, der Fortsetzung von Bully Herbigs Kinokomödie „Der Schuh des Manitu“, wieder mit im Boot.
Das stimmt. Aber es ist meine letzte Rolle vor einer Kamera. Lesungen und Bühnenauftritte wird es noch geben. Dieser Auftritt als Santa Maria ist ein würdiger Abschluss. Ich habe 55 Jahre lang Fernseh- und Kinoproduktionen gedreht. Das waren sehr viele zugige Wohnwagen und Dixiklos. Das genügt.
„Rocky Horror Show“
25. März bis 13. April im Deutschen Theater. Bis 6. April gibt Sky du Mont den Erzähler, ab 8. April übernimmt Hugo Egon Balder. Karten: deutsches-theater.de.