Auf Porzellansohlen

von Redaktion

Walter Storms Galerie zeigt Werke von 31 Künstlern – und deren Schuhe

Zeigt her eure Füße: Kuratorin und Künstlerin Caro Jost neben dem Porzellanabguss ihrer Atelierschuhe (li.). Passend zu den Schuhen kann man Werke der jeweiligen Besitzer kaufen. © kjk

Sofort ist da die Melodie im Ohr. Nancy Sinatra, „These Boots are made for walking“. Aber hier läuft nix – und doch so viel. Was für eine gewitzte Idee von Olivia Berckemeyer und Caro Jost: In der Münchner Walter Storms Galerie präsentieren sie nicht nur die Werke von 31 Künstlerinnen und Künstlern – sondern gleich dazu deren Arbeitsschuhe. Von Berckemeyer in Porzellan gegossen, 31 Paar, mal schwarz, mal weiß glasiert. Stille Zeitzeugen, die viel erzählen. Davon, wie so ein Tag im Atelier wohl aussehen mag. Was da für Typen drinstecken, in den teils ziemlich heruntergerockten Tretern. Viele mögen’s sportlich, bequeme Sneakers und Laufschuhe mit leichten Sohlen, manche mögen’s heiß – auf hohen Hacken an die Staffelei. Und eine rutscht am liebsten nur bestrumpft durchs Atelier.

Ein Blick in den Galerieraum, in dem die 31 Paar auf einem x-förmigen Laufsteg wie dahergelaufen kommen, macht zunächst stutzig: Das sind ja teilweise winzigkleine Schühchen. Doch keine Sorge, nix mit Kinderarbeit: Durch das Brennen schrumpft das Modell naturgemäß etwas, darum sind die Porzellanschuhe rund 30 Prozent kleiner als die Füße der Träger und Trägerinnen.

Wie das Paar von Caro Jost, keine Schuhbänder, Kategorie locker reingeschlüpft. Geschrumpft auf schätzungsweise Größe 32/33. Würde sich gut als Skulptur fürs Kinderzimmer machen. Und die schwarzen High Heels kurz dahinter? Die etwas andere Blumenvase. Ab 3100 Euro ist man pro Porzellanpaar dabei. Wer es sich leisten kann, legt noch etwas mehr drauf. Und investiert auch gleich in das Werk des jeweiligen Künstlers, das an der Wand hängt. Von Norbert Bisky über Gregor Hildebrandt bis Alicja Kwade findet man zeitgenössische Arbeiten jeder Fasson. So wird ein Schuh draus.
KATJA KRAFT

Bis 19. April

Di. bis Fr. 10 bis 18 Uhr,
Sa. 11 bis 16 Uhr; Walter Storms Galerie, Schellingstraße 48.

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