„Wir sind wieder mit Udo auf Tour“

von Redaktion

Pepe Lienhard über das Münchner Gastspiel seiner Jürgens-Show „Da Capo“

Immer paff, immer volle Kanne: „Udo war der Wahnsinn“, sagt Saxophonist Pepe Lienhard. Hier in Aktion mit Udo Jürgens auf einer ihrer vielen gemeinsamen Konzerte. © Dominik Beckmann/BMC

Am 21. November 2014 hat Udo Jürgens sein letztes Konzert in der Münchner Olympiahalle gegeben. Aber was heißt schon Konzert? Es war eine rauschende Feier zu seinem 80. Geburtstag zwei Monate davor. Bereits für März 2015 war die nächste München-Show geplant. Aber das Leben – und der Tod – wollten es anders, nur einen Monat später. Doch nun kommt Udos Musik zurück in die Olympiahalle. Die Show „Da Capo Udo Jürgens“ am 15. April bietet quasi als Zugabe ein ganzes Udo-Konzert. Der Superstar auf der großen Videowand, dazu spielt live sein getreues Orchester Pepe Lienhard. Der erinnert sich im Interview an vier gemeinsame Jahrzehnte.

Lassen Sie uns über 1977 sprechen. Sie sind mit Ihrer Band beim Grand Prix Eurovision de la Chanson mit dem Alphorn-Hit „Swiss Lady“ Sechster geworden …

Nachdem wir die ganz großen Favoriten waren. Aber dann haben wir von den Nachbarländern der Schweiz, aus Deutschland und Frankreich, null Punkte bekommen. Damit war es vorbei mit der Karriere à la Abba, von der wir geträumt hatten.

Dafür sind Sie im gleichen Jahr erstmals mit Udo Jürgens getourt.

Wir waren mit ihm in den USA und Kanada unterwegs. In Deutschland und Österreich konnte er damals nicht auftreten. Das war steuerlich gerade, sagen wir, ungünstig. Unser gemeinsamer Manager Freddy Burger musste erst einmal das Problem mit dem Finanzamt lösen.

Kannten Sie Udo vorher?

Ja, seit 1974. Wir haben damals mit meiner Band überall in den Nachtclubs gespielt, auch in München im Bayerischen Hof. Udo hatte gehört, dass wir ein Mellotron aus England dabeihaben. So einen archaischen Synthesizer, den die Beatles zum Beispiel im Intro von „Strawberry Fields forever“ verwendet haben. Da gibt es unter jeder Taste eine Art Tonbandgerät. Das hat Udo interessiert, er wollte ja immer das Neueste und Beste haben.

Und dann kam er bei einem Auftritt vorbei?

Ganz genau. Mein lieber Mann, das war aufregend. Wir haben in Wiesbaden im Parkcafé gespielt. Udo ist vorgefahren, mit Chauffeur im Mercedes 600, mit dieser Staatskarosse. Uns haben ganz schön die Knie geschlottert.

Und, war er nett?

Und wie! Total locker, wollte gar keine große Show. Ein wenig gespielt auf dem Mellotron hat er erst, als die ganzen Leute draußen waren. So hat das angefangen mit Udo und uns.

Aber damals war es noch nicht das große Orchester?

Nein, das war ein Sextett. Ich habe von einer Big Band geträumt, aber das war finanziell nicht zu machen. Irgendwann habe ich Udo davon erzählt. Und er hat gleich gesagt, wenn du diese Big Band machst, dann wird das auch meine Band. So ist es 37 Jahre lang geblieben. Sobald irgendwer an der Musik sparen wollte, kam von Udo die klare Ansage: Wenn Pepe sagt, wir brauchen drei Posaunen, dann gibt es drei Posaunen.

Am 21. Dezember 2014 war es mit Udos Tod mit einem Schlag vorbei.

Ich habe das erst gar nicht begriffen. Wir waren am Abend davor noch zusammen essen. Er war so gut drauf, voller Pläne, im Februar 2015 sollte die Tour weitergehen. Er hat sich am Parkplatz nochmal für alles bedankt, dass ich ihm den Rücken freihalte mit meiner Band. Dieser letzte Moment, der bleibt bei mir im Herzen.

Jetzt stehen Sie quasi wieder mit Udo auf der Bühne.

Sie müssen sich das vorstellen: Von 25 Musikerinnen und Musikern im Orchester waren 21 noch mit Udo auf Tour. Und plötzlich spielen wir wieder diese Musik, Udo singt dazu und schaut von der Videowand zu uns runter. Das sind unglaubliche Abende für uns alle.

Die Aufnahmen stammen ja überwiegend von Udos letztem Konzert am 7. Dezember 2014 in Zürich. Beim Zuschauen hat man beinahe das Gefühl, man wäre noch einmal live dabei.

Das geht uns jeden Abend so. Natürlich war auch Udo älter geworden, wie wir alle. Aber auf der Bühne war der Schalter immer umgelegt bei ihm. Da gab es nur paff, volle Kanne. Udo war der Wahnsinn, bis zum letzten Konzert.

Was antworten Sie Kritikern, die solche Tribute-Shows für Geschäftemacherei halten?

Die sollen zu uns in die Show kommen. Ganz ehrlich, als die Idee aufgekommen ist, war ich auch nicht von Anfang an überzeugt, dass das funktioniert. Aber jetzt sagen uns Fans nach dem Konzert: Nach kurzer Zeit haben wir vergessen, dass Udo gar nicht mehr da ist. Und genau das wollten wir schaffen.

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