Gerade in Musikgeschmacksdingen gilt: Des einen Eule ist des anderen Nachtigall. Wenn Michael Behrendt von einer „Playlist zum Glück“ schreibt, kann er also eigentlich nur scheitern. Denn was ist, wenn man „Ironic“ von Alanis Morissette greislig findet und sich bei „Human“ von Rag’n’Bone Man windet? Darum geht es dem Autor auch nicht. Mit seinen „99 1/2 Songs für ein erfülltes Leben“ will er eine Auswahl von Liedern treffen, die „harte Zeiten ein bisschen einfacher machen“. Im Kapitel „Resilienz“ zitiert er Amy MacDonalds’ Ballade „Left that Body long ago“, die sie aus der Perspektive ihrer demenzkranken Großmutter singt. Er gibt praktische Tipps („Shake it off“ von Taylor Swift) und zeigt interessante Betrachtungsweisen (The Magnetic Fields: „Love is like a Bottle of Gin“). So kann man in Häppchen-Form Neues entdecken, sich an Bekanntes erinnern – und womöglich sogar eine Eule zur Nachtigall werden lassen.
LÖ
Michael Behrendt:
„Playlist zum Glück. 99 ½ Songs für ein erfülltes Leben“. Reclam, 272 Seiten; 18 Euro.
★★★★☆ Lesenswert