„Am Ende der Aufführung liebte ich sie alle.“ Sabine Dultz schrieb die Premierenkritik zum „Brandner Kaspar“. © Heinz Weissfuss
Der himmlischen Barmherzigkeit sei Dank! Mit Weißwürsten, Brezn und diversen Mass Bier, womit die Akteure auf der Bühne verwöhnt wurden, ging’s nach der Premiere im Foyer des alten Volkstheaters an der Brienner Straße für Schauspieler und Zuschauer – ans Gendern hatte damals noch niemand gedacht – munter weiter. Ein Fest für Christian, den Stellvertreter des Theatergotts auf Erden, und seine Truppe, die überirdische wie die irdische.
Zwei Jahrzehnte ist das her. Doch wegen seiner guten Beziehungen zum Allmächtigen der Bayerischen Himmelskanzlei hat dieser, so scheint’s, den Spielern und Spielerinnen das ewige Leben garantiert. Man hätte es an jenem 7. April 2005 schon ahnen können. Bereits die Ankunft der Gäste signalisierte Hochstimmung. Während der Vorstellung nahm die angesichts all der dies- und jenseitigen Bühnenpracht noch beträchtlich zu. Und mein Nachbar zur Linken in Reihe 5 Mitte strahlte von Anbeginn eine Beseeltheit aus, bis er mir, der ihm völlig Fremden, beim ersten Auftritt des Boandlkramers glücklich zuflüsterte: „Das ist mein Sohn“ (natürlich auf Bairisch). Plötzlich fühlte auch ich mich mit diesem spielfreudigen Maximilian Brückner verbunden. Mit dem Vater natürlich auch. Am Ende der Aufführung liebte ich sie alle.
Als dann zur Premierenfeier die Schauspieler einzogen, angeführt von Alexander Duda, dem Brandner Kaspar, mit einer großen Pauke vor dem Bauch, kannte zum zweiten Mal an diesem denkwürdigen Abend die begeisterte Menge kein Halten mehr. Vor zwanzig Jahren! Das Paradies ist inzwischen umgezogen. Mit ihm auch alle Paradiesvögel, die alten und die jungen.