Zwei, die sich verstehen: Pop-Paradiesvogel Sir Elton John und die Singer-Songwriterin Brandi Carlile. © Universal
Sehr unwahrscheinlich, dass Brandi Carlile das gleiche Schicksal erleidet wie Kiki Dee. Die sang 1976 das unfassbar erfolgreiche Duett „Don’t go breaking my Heart“ mit Elton John – dann war sie weg vom Fenster. Carlile ist freilich aus anderem Holz geschnitzt, sie ist schon ein bekannter Name. Ihr Song „The Story“ wurde durch die Serie „Grey’s Anatomy“ berühmt, sie gewann den Grammy gleich mehrfach. Dass Sir Elton sich auf die Avancen des selbsternannten Fan-Girls Brandi einließ, zeugt nicht zuletzt von seinem guten Riecher. Denn die beiden passen prima zusammen. Heute erscheint ihr gemeinsames Album „Who believes in Angels?“ – nachdem ihnen die Single „Never too late“ sogar eine Oscar-Nominierung bescherte. Angemessen bombastisch eröffnet „The Rose of Laura Nyro“ die Platte. Die singende Lead-Gitarre, der Moog-Synthesizer teleportieren uns in die Siebziger, das Duo schmettert einträchtig, der Text ehrt die namengebende New Yorker Songwriterin. Mit Zitaten geht’s gleich weiter: „Little Richard’s Bible“ ist Rock’n’Roll in Cinemascope. Und auch der Titelsong trägt mächtig dick auf – die dramatischen Akkorde, die Elton zu Beginn anschlägt, Brandis kippende Stimme, der muskulöse Bombast des himmelstürmenden Refrains: eine klassische Power-Ballade. Die Juniorpartnerin ist dem Senior insgesamt stimmlich mindestens ebenbürtig. Aber für den berührendsten Moment sorgt natürlich Elton, der uns mit dem Abschiedsgruß „When this old World is done with me“ schön kitschig rauswirft.
JOHANNES LÖHR
Elton John & Brandi Carlile:
„Who believes in Angels?“
(Universal).