Mit Witz: Autor Michael Köhlmeier. © Catherina Hess (2)
Ein Abend voller Liebe: (v. li.) Michael Köhlmeier, Monika Helfer und Matze Hielscher.
Er fängt mal ganz klein an. „Was ist Liebe?“ Auf diese Frage von Matze Hielscher finden Monika Helfer und Michael Köhlmeier an diesem Abend im Literaturhaus München mit wunderbaren Worten viele Antworten. Doch die Antwort darauf, was Liebe ist, sie liegt auch in dem Blick, den Helfer ihrem Mann nach mehr als 40 Ehejahren immer wieder zuwirft – wie ein junges Mädchen strahlt sie ihn an; und sie liegt in der Hand, mit der Köhlmeier seiner Frau sanft über die Schulter streicht. Oder im nervösen Wippen seines Fußes, wenn er diesen schönen Satz gesprochen hat: „Ich hoffe, dass sich nichts an der Monika ändert, vor allem nicht in ihren Gefühlen zu mir.“
Matze Hielscher, bekannt durch seinen erfolgreichen Gesprächs-Podcast „Hotel Matze“, wollte schon immer einmal ein Paar interviewen. Und weil er mit Autor Daniel Schreiber befreundet ist und der das Literaturfest kuratiert, wurde diese Idee nun Wirklichkeit. Er wollte ein Paar – er bekam mit Köhlmeier und Helfer die wohl berühmtesten Eheleute der deutschsprachigen Literaturszene. Seit 1981 sind sie verheiratet. Ein Abend sollte es laut Schreiber werden, „an dem wir alle lernen, wie wir etwas beziehungsfähiger werden“.
Und wie wir das gelernt haben. Jedes Wort der beiden hätte man gern notiert. Um all die L(i)ebensklugheit dieser zwei Menschen aufzusaugen, die hier so offen von ihrem gemeinsamen Alltag erzählen. Er mit einem Witz gesegnet, der sich in allen seinen Werken widerspiegelt, sie zurückhaltender, lakonisch, feinsinnig. Und wie er von ihr schwärmt; und wie sie das mit einer Zartheit retourniert. Da schwingt man als Zuhörer dieses außergewöhnlichen Abends hin und her zwischen Rührung, Lachen und, das ist nicht zu hoch gehängt: Ergriffenheit. Denn Hielscher scheut sich nicht, auf seine sehr feinfühlige Art auch dunkle Themen anzusprechen. Hier ist das: der Tod der gemeinsamen Tochter. Paula Köhlmeier verunglückte im Jahr 2003 bei einer Bergtour. Da war sie gerade 21 Jahre alt. Wie haben die beiden Eltern, wie hat ihre Beziehung das überlebt? Da ist sie wieder, die Antwort darauf, was Liebe ist: Monika Helfer und Michael Köhlmeier lassen den anderen sein. Akzeptieren auch in der tiefsten Trauer, dass der andere der andere ist – „wir können nicht die identische Trauer haben“, formuliert es Köhlmeier. Man könne zwar seine Gefühle mitteilen, das heiße aber nicht, dass man sie immer teile.
Und vielleicht ist dies das größte Geheimnis ihrer langen Liebe: dass sie einander ein Geheimnis geblieben sind. „Die Monika hat für mich immer noch den Zauber eines Rätsels.“ Was sie also einem wie Hielscher, der seit 14 Jahren verheiratet ist, raten würden? Helfer: „Sei vorsichtig, dass nichts kaputtgeht.“ Sie selbst sei schon einmal unvorsichtig gewesen, in ihrer ersten Ehe. Da habe sie auch nie viel gelacht. Mit dem Michael aber gehe es immer fröhlich zu. Er grinst: „Ich könnte die Monika heute noch jederzeit dazu bringen, Tränen zu lachen.“ Blick ins Publikum: „Schaut, dass ihr immer was zum Lachen habt!“ Liebend gern.
KATJA KRAFT
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