Kampfplatz Küche: Kommissar Eisner (Harald Krassnitzer, li.) fühlt Souschef Lars (Simon Morzé) auf den Zahn. © ORF/ARD
Ein Spitzenkoch liegt erstochen hinter seinem schicken Wiener Restaurant. Doch für Österreichs „Tatort“-Spezialisten, die des vielen Mordens müde sind, ist der Fall kein Festmahl. Zu groß ist die Brigade der Verdächtigen. Und zu allem Überfluss kriselt es heftig zwischen Bibi (Adele Neuhauser) und Moritz (Harald Krassnitzer), die im glänzenden „Tatort: Messer“ auch nach 14 gemeinsamen Dienstjahren beweisen, dass sie ein vorzügliches Ermittlerduo sind.
Bibi braucht Hilfe: Ihre Therapeutin ist im Urlaub, und der einzige Freund außer Kollege Moritz sitzt im Knast (oder Häfen, wie die Wiener sagen). Also spielt der Inkasso-Heinzi (ur leiwand: Simon Schwarz) für drei Leberkässemmeln den Seelenklempner und hört sich Bibis Sinnkrise an: „Heut hammer wen gerettet, aber morgen kommt die nächste Leich und die nächste und die nächste“, konstatiert die Kommissarin, die an Versetzung denkt. VERSETZUNG? Darüber kann und will der Moritz nicht offen mit ihr sprechen.
Zeit ist eh nicht viel, denn der tyrannische Chef eines Gourmettempels wurde mit der Profiklinge ermordet. Jedes Messer ein potenzielles Mordwerkzeug in einer Sterneküche, die abends zum Kampfplatz wird. Dann steht die ehrgeizige Brigade um Souschef Lars (Simon Morzé) stramm, geputscht vom Marschierpulver (Koks) und dem Rausch des Funktionierens. Militärische Sitten, sexuelle Übergriffe und eine eifersüchtige Ehefrau und Geschäftsführerin (Martina Ebm) – das Personal an Verdächtigen, das unter dem egomanischen Chef gelitten hat, ist groß.
Drehbuchautorin Sarah Wassermair hat Großes geleistet: Präzise filetiert sie den vielschichtigen Fall, liefert geschliffene Dialoge und als Zwischengang wunderbare Szenen mit Bibi und Moritz. Da passt einfach alles: die fein dosierte Komik, die Mimik, die Gesten, die berührenden Worte. Neuhauser und Krassnitzer in Bestform, eingebettet in einen Fall, den Regisseur Gerald Liegel von der ersten bis zur letzten Minute stimmig in Szene setzt.
ASTRID KISTNER