Die Briten, wir wissen es, sind die höflichsten Menschen der Welt. Wenn wir also einem Engländer was erzählen, und der antwortet „Oh, that’s interesting!“, dann können wir davon ausgehen, dass wir ihn zu Tode gelangweilt haben. Müssen wir uns demnach schlecht fühlen, wenn wir das Duett-Album „Loose Talk“ des großen Briten Bryan Ferry nur interessant finden? Gar nicht, denn interessant ist es wirklich. Malerin und Literatin Amelia Barratt liest mit angenehmer, charismatischer Late-Night-Stimme elf ihrer Texte, Bryan Ferry hat die Musik dazu komponiert. Herausgekommen dabei ist angenehme Late-Night-Musik (zumeist Piano und sanfte elektronische Texturen), die man ohne Barratts Stimme als Ambient bezeichnen würde und die an Ferrys alten Kollegen Brian Eno erinnert. „Demolition“ und das Titellied könnten sogar Singles sein, Letzteres erinnert als einziger ausdefinierter Rocksong an die alten Roxy Music. 37 gar nicht langweilige Minuten.
LÖ
Bryan Ferry & Amelia Barratt
„Loose Talk“ (Dene Jesmond Records).
★★★★☆ Hörenswert