Dramaturgisch lassen sich Mozart und Schostakowitsch schwer zusammenbringen. Allerdings spannen die Münchner Philharmoniker mit ihrer aktuellen fünfteiligen Reihe einen größeren thematischen Bogen: Musik in Zeiten von Not und im Zeichen von Frieden, mündend in einem Konzert am 8. Mai, dem 80. Jahrestag der Befreiung vom NS-Regime. Mozart hat damit wenig zu tun, Schostakowitsch umso mehr: 1943 entstand seine achte Symphonie – kurz nach der Schlacht um Stalingrad und in Hörweite des stalinistischen Terrors. Entsprechend düster und komplex ist sie, aber auch zart und ironisch. Diese Gefühlslage macht Juraj Valcuha (Foto: Luciano Romano) in seiner intelligenten, spannungsvoll kontrollierten Interpretation hörbar – weil er Emotionalität nicht mit Pathos verwechselt und das Orchester mit bestimmter Hand führt, es aber auch atmen lässt. Angesichts dieser verwüstet leuchtenden Klanglandschaften wirkt Mozarts Klavierkonzert in C-Dur KV 503 in seiner klassischen Klarheit und perlenden Eleganz fast wie eine Randnotiz. Aber eine besonders tröstliche – gerade in der Interpretation des großen Emanuel Ax, dessen Spiel eine intime Selbstverständlichkeit jenseits von Zeit und Geschichte atmet.
ANNA SCHÜRMER