UNSERE KURZKRITIKEN

Übersehene Frauenschicksale

von Redaktion

Hanna Krause ist immer in Bewegung. Wenn sie nicht im Blumenladen Sträuße flicht, besorgt sie den Haushalt, kümmert sich um die Kinder oder sammelt ihren betrunkenen Mann von der Straße auf. Verpflichtungen und Sorgen reihen sich in dem Leben der Magdeburgerin aneinander, politische Entwicklungen verkommen zum Hintergrundrauschen für ihr pausenloses Schuften. Krause erlebt „zwei Revolutionen, zwei Diktaturen, einen Aufstand, zwei Weltkriege und zwei Niederlagen, zwei Demokratien, den Kaiser und andere Führer“ – und doch würde eine Biografie wie die ihre nie in einem Geschichtsbuch auftauchen. Annett Gröschner aber hat den Frauenschicksalen des 20. Jahrhunderts mit dem Roman „Schwebende Lasten“ ein Denkmal gesetzt. Schnörkellos erzählt sie das Leben der fiktionalen Hanna, ohne ins Pathetische abzudriften. So gelingt ihr das berührende Porträt einer Frau, die nie infrage stellt, sich aufzuopfern – wann hätte sie auch Zeit dafür?
COPS

Annett Gröschner:

„Schwebende Lasten“. C.H.Beck, 282 Seiten; 26 Euro.


★★★★★ Hervorragend

Artikel 5 von 11