Die Olympiahalle wird an diesem Donnerstagabend zur handyfreien Zone. Die schwedische Hardrock-Band Ghost möchte keine dauerfilmenden Fans auf ihren Konzerten und verbannt alle Handys in sogenannte Yondr-Taschen, in die jeder am Eingang sein Gerät stecken muss. Die Taschen bleiben während des Auftritts verschlossen und können erst nach der Show wieder geöffnet werden. Das sorgt zwar für lange Warteschlangen am Eingang, funktioniert aber erstaunlich gut.
Und es passt zum RetroCharakter des Konzerts. Ghost zitieren die Größen des Hardrock der Achtzigerjahre, bringen diese aber mit eingängigen, poppigen Elementen in die Neuzeit. Eine Prise Kiss, Metallica, Blue Öyster Cult und etwas Pop, dazu skandinavische Melancholie – fertig ist der radiofreundliche Ghost-Soundtrack. Die Mischung sorgt weltweit für volle Hallen und auch die Olympiahalle ist mit 12 000 Fans fast ausverkauft.
Ghost spielen gerne mit ihrem okkulten Auftreten. Die Gesichter der achtköpfigen Truppe sind unter Masken und Make-up versteckt, auf den schwarzen Kostümen blinken Pailletten in Silber und Gold im Scheinwerferlicht. Sänger Tobias Forge wechselt während der Show mehrmals das Outfit und schmeißt sich unter anderem in ein schwarzes Bischofsgewand. Passend dazu ist das sensationelle Bühnenbild einer Kathedrale. Diese geht später in Flammen auf, die Teile stürzen zusammen und machen Platz für einen Ausflug in eine Höllenlandschaft. Zusätzlich gibt es Konfetti, Pyros und Feuersäulen.
Schnell springt der Funke der Begeisterung auf die Menschen über, die bereits die neuen Songs des am Freitag erschienenen Albums „Skeletá“ mitsingen kann. Tatsächlich ist es ungewohnt, während des Konzerts keine Displays zu sehen. Stattdessen werden Feuerzeuge geschwenkt und alle haben plötzlich wieder zwei freie Hände zum Klatschen und Jubeln. Während des knapp zweistündigen Auftritts scheint niemand sein Handy zu vermissen. Ein teuflisch gutes Gefühl!
MICHAEL HELLSTERN