Musste ihren Posten räumen: Barbara Gronau. © C. Hartmann
Eklat nach einem Abhörskandal an der Bayerischen Theaterakademie: Kunstminister Markus Blume hat der bisherigen Präsidentin Barbara Gronau außerordentlich gekündigt. Ihr wird vorgeworfen, sie habe vorsätzlich mit einer Akustik- und Videoanlage sensible nichtöffentliche Gespräche mitgehört. Nach Informationen unserer Zeitung ist seit drei Wochen die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Die Bayerische Theaterakademie braucht nun eine neue Leitung.
Offiziell nennt das Ministerium keine genaueren Gründe. In einer Mitteilung wird Blume mit den Worten zitiert, es gebe einen „irreparablen Vertrauensbruch“. „Ich bedauere die Trennung von Frau Professor Gronau außerordentlich, weil ich sie als kompetente Persönlichkeit mit guten Ideen und hoher Expertise erlebt habe“, teilte Blume mit – er hatte 2022 ihre Berufung in schillernden Worten als Erfolg verkündet. Die Trennung sei aber unvermeidlich, „weil die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit irreparabel zerstört ist“. Intern heißt es, der Minister sei hoch verärgert. Gut informierte Beteiligte sprechen von einem „Lauschangriff“.
Demnach habe Gronau im März im Prinzregententheater eine Sitzung mitgehört, zu der sie nicht zugelassen war. Laut „SZ“ waren das Evaluierungsgespräche, um zu klären, ob Studiengänge und deren Abschlüsse in der Theaterakademie hochschulrechtlich Bestand haben – also ein rechtlich hochsensibles Thema. Über eine fest installierte Technikanlage habe die Präsidentin rund eine halbe Stunde zumindest Bruchstücke der Gespräche unerkannt mitgehört.
Der Fall sorgt an der Akademie und auch unter den Studenten für großen Wirbel. Versuche, das Vertrauensverhältnis zu kitten, scheiterten offenbar. Auf Seite des Ministeriums gibt es zudem Zweifel an womöglich widersprüchlichen schriftlichen und mündlichen Einlassungen der Professorin und Präsidentin. Weil Gronau nicht als Privatperson, sondern als Amtsträgerin gehandelt haben dürfte, schaltete das Ministerium die Münchner Staatsanwaltschaft ein, die den Vorgang nun prüfen soll.
Bis die Nachfolge klar ist, wird die Einrichtung durch Lars Gebhardt geleitet, den künstlerischen Direktor. Als Leiterin des Studiengangs Dramaturgie wird Gronau durch ihre bisherige Stellvertreterin Antonia Leitgeb-Busche ersetzt. Gronau war seit dem 1. September 2022 Präsidentin der Theaterakademie. Die Einrichtung, die den Namen ihres Gründers August Everding (1928-1999) trägt, ist ein akademisches Lehrtheater für Bühnenberufe und umfasst mittlerweile acht Studiengänge.
Für Blume ist es nicht der einzige Fall einer drastischen Personalentscheidung. Parallel befasst sich die Staatsanwaltschaft auch mit den Vorgängen um mögliche Raubkunst in den Staatsgemäldesammlungen. Blume hatte vor Kurzem höchst verärgert den langjährigen Generaldirektor Bernhard Maaz seines Postens entbunden.
CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER