Nazi-Kitsch durch Zwangsarbeit: In der Allacher Porzellanmanufaktur mussten KZ-Häftlinge schuften. © Marcus Schlaf
Nach fünf Monaten Umbaupause können Direktorin Mirjam Zadoff und ihr Team nun wieder Gäste begrüßen. © Schlaf
Chanele ist Teil der neuen Ausstellung. © Marcus Schlaf
Ein Haus des Lernens, der Begegnung und mit Aufenthaltsqualität – auch auf dem Vorplatz: das NS-Dokumentationszentrum am Max-Mannheimer-Platz. © Marcus Schlaf
Chanele ist kaum größer als 30 Zentimeter und schaut mit großen Augen ihr Publikum an. Der Anflug eines Lächelns scheint den Mund der Marionette zu umspielen, die von der großartigen Künstlerin Maria Luiko (1904-1941) im Jahr 1936 gebaut wurde. Wenn man so will, war Chanele im Ensemble des Münchner Marionettentheaters Jüdischer Künstler; ihre Schöpferin wurde zusammen mit Schwester und Mutter 1941 ins litauische Kaunas deportiert und ermordet. Jetzt ist Chanele eines von 22 Objekten der Ausstellung „Erinnerung ist …“ im NS-Dokumentationszentrum. Mit ihrer Intervention wollen die Kuratorinnen Karolina Kühn und Ulla-Britta Vollhardt einladen, über unsere Beziehung zur Vergangenheit nachzudenken. An der Hörstation kann man der Autorin Lena Gorelik lauschen, die sagt: „Wie jede Geschichte lässt sich auch die von Chanele auf vielfache Weise erzählen.“
Ein unscheinbarer Satz, zu Beginn des Beitrags gesprochen – vor allem aber ein Satz, der zudem viel verrät über die Philosophie des NS-Dokuzentrums. Nach fünf Monaten Umbau wird das Haus am Max-Mannheimer-Platz heute wiedereröffnet, pünktlich zum 80. Jahrestag der Befreiung.
Die Einrichtung, die es erst (!) seit zehn Jahren gibt, präsentiert sich nun barrierefreier und zugänglicher, wie Direktorin Mirjam Zadoff bemerkt. Am augenfälligsten ist das im neu konzipierten Foyer: Es zeigt sich luftig, hell, einladend – mit Buchladen und Café samt Freischankfläche, das unabhängig besucht werden kann. Die flexible Gestaltung des Bereichs macht hier künftig Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen möglich.
Die Dauerausstellung „München und der Nationalsozialismus“ wurde überarbeitet. Die Zeitläufte verlangen – leider – nach Aktualisierung: So ist nun etwa auch der rechtsterroristische Anschlag am OEZ von 2016 Thema. „Wir sind dankbar“, sagt Direktorin Zadoff, „diese Arbeit leisten zu können, weil das nicht mehr selbstverständlich ist.“ Umso wichtiger, dass ihr Haus wieder für alle offen ist.
MICHAEL SCHLEICHER
Weitere Informationen
auch zum vielseitigen Programm an den Eröffnungstagen gibt es online unter www.nsdoku.de.