„Die Sünd ist ausgebrochen“: Manfred Tauchen im Lustspielhaus als Gailtalerin.
Gen Himmel hat es Manfred Tauchen auch in seinen zwei größten musikalischen Erfolgen gezogen: „Aufi muass i“, singt sein Jugendfreund Wolfgang Ambros im gemeinsam geschriebenen Hörspiel „Der Watzmann ruft“. Und „Ich düse, düse, düse im Sauseschritt und bring die Liebe mit von meinem Himmelsritt“ trällert Annette Humpe im Hit „Codo“ des Deutsch Österreichischen Feingefühls, kurz DÖF, dessen einer Teil Tauchen neben Joesi Prokopetz war. Jetzt ist der österreichische Musiker, Schauspieler und Kabarettist im Alter von 77 Jahren gestorben, wie zunächst der „Kurier“ unter Berufung auf das Familienumfeld des Künstlers berichtete.
Der „Watzmann“ mit Ambros und Prokopetz war der große Wurf des gebürtigen Wieners. Er hatte die grundsätzliche Idee zu der Parodie auf das volkstümliche Bauerntheater und die seinerzeit noch verbreiteten extrem konservativen Lebenskonzepte. Tauchen steuerte die Liedtexte bei, die von Ambros vertont wurden. Er spricht zudem den Vater, die Gailtalerin und den Ersten Knecht. Im Jahr 1972 gab es eine erste Bühnenfassung bei den Wiener Festwochen, auf Platte erschien das Werk 1974 – noch heute hat es Kult-Status, ist von deutschsprachigen Bühnen nicht wegzudenken. Später kollaborierte Tauchen mit Ambros und Prokopetz beim Album „Schaffnerlos“ (1978) und der Rockoper „Augustin“ (1981) – Letztere handelt von einem Wiener Volkssänger, der im 17. Jahrhundert in einem Pestgrab nächtigt und überlebt. Darin prägt Tauchen als Totengräber brummelnd den Satz „Wer früher stirbt, is halt länger tot“.
Neben der Musik waren auch Bühne und Fernsehen seine Heimat. Er schrieb Soloprogramme, arbeitete mit Ottfried Fischer oder Didi Hallervorden zusammen – in der Regel Klamauk wie „Ballermann 6“ oder „Didi und die Rache der Enterbten“. Daneben stand Tauchen für verschiedene Fernsehsender vor der Kamera.
In Tauchens großen Momenten waren seine Albernheiten kleine Geniestreiche, die man im Kopf behielt wie Ohrwürmer – seien es die skurrilen Abseitigkeiten auf der LP von DÖF („Die sinnlichen Lippen des Jassir Arafat“, „Deutsches Mädel – zum Topfen sagt sie Quark, auch in der Liebe ist sie stark“), seien es die Bühnenwerke mit Ambros und Prokopetz, in denen es immer auch um das Sterben ging. „Des Leben überleb’ ma ned!“, sagt er als Totengräber im „Augustin“. Auch er hat das nicht. Aber er hat genug hinterlassen, dessentwegen wir uns an ihn erinnern werden.
JOHANNES LÖHR