Ein musikalischer Wettstreit um den besten Song – was kann es Schöneres geben in einem Europa, das von Krisen und Konflikten erschüttert wird? In Basel feierte die Jugend des Kontinents ein großes, friedliches Fest, auch wenn es am Rande zu Protesten gegen die Teilnahme Israels kam. Konzentriert man sich auf das Wesentliche, die Musik, so lässt sich nicht ignorieren, dass die Kreativen vieler Länder in ihrem Willen, den Sieg zu holen, in den vergangenen Jahren dazu übergegangen sind, eine Art Einheitssound zu kreieren. Gefragt ist vielfach nicht mehr, was originell klingt, sondern was den Massengeschmack trifft – entweder Chanson oder Ethnopop. Was gut abgeschnitten hat, wird gnadenlos reproduziert.
Nur weniges sprengte zuletzt diesen Rahmen, darunter in diesem Jahr auch der deutsche Beitrag. Kein Wunder, dass die Neigung wächst, dann eben das Schräge, Schrille zu küren – so wie dieses Mal den nicht gerade ohrwurmverdächtigen Titel „Wasted Love“ des jungen Österreichers Johannes JJ Pietsch. Sein Sieg ist den Jurys zu verdanken, die eine wie auch immer zu definierende Expertise zu ihrem Urteil brachte. Nur seltsam, dass in den Jurys, anders als beim Publikum, ganz offensichtlich noch immer auch eine Rolle spielt, welchen Nachbarn man mag und welchen nicht. Das ist ärgerlich und gefährdet am Ende die Idee des ESC.