Anlässlich der 80. Wiederkehr des Kriegsendes kann man sich kaum eine bessere Lektüre vorstellen als Arno Franks Roman „Ginsterburg“. Anschaulich, packend und erschreckend authentisch schildert er das Schicksal einer fiktiven deutschen Kleinstadt zur Nazizeit bis zu ihrem Untergang im Feuersturm. Der Roman fokussiert sich auf die Jahre 1935, 1940 und 1945. In dieser Zeit verändert sich das Leben der Menschen in Ginsterburg grundlegend. Aus einem schüchternen Jungen wird ein tollkühner Flieger, ein linksliberaler Redakteur verbreitet plötzlich Nazi-Propaganda und ein Blumenhändler steigt zum allmächtigen Kreisleiter auf. Das Buch ist aus wechselnden Perspektiven geschrieben und passt sich im Duktus den jeweiligen Protagonisten an. Seine größte Stärke besteht darin, dass es auf grelle Effekte, Überzeichnungen und Schwarz-Weiß-Zeichnungen verzichtet. „Ginsterburg“ überzeugt gerade mit seinen banalen Alltagsfiguren, den angepassten Mitläufern.
SPI
Arno Frank:
„Ginsterburg“. Klett-Cotta, 432 Seiten; 26 Euro.
★★★★☆ Lesenswert