My Bonnie is over the Ocean? Ach, von wegen! Auch mit 73 Jahren denkt Bonnie Tyler nicht daran, in ihrer Heimat Wales oder irgendwo an einem fernen Sehnsuchtsort ihren Ruhestand zu genießen. Die Frau, für die der Begriff „Rockröhre“ in den Duden aufgenommen wurde, ist nimmermüde im Dienste des nostalgischen Musikvergnügens unterwegs. Jetzt begeisterte sie ihre Fans im bestens besuchten Circus Krone. Wer da nicht mitgesungen hat, muss die Siebziger und Achtziger in einer abgelegenen Höhle ohne Radio verbracht haben.
Gut 45 Jahre ist es her, dass der Thomas Gottschalk in „Pop nach 8“ mit nicht ganz stubenreinen Reimen auf den Namen „Tyler“ seinen Schabernack getrieben hat. Jetzt hat der ewige Thommy seinen Rücktritt angekündigt. Die ewige Bonnie dagegen singt ab 20 Uhr immer noch ihren „Pop nach 8“. Dass es nach ihrer Knie-OP eher „It’s a Kneeache“ als „It’s a Heartache“ heißen muss, hält sie nicht auf.
Sie verirrt sich immer noch in französischen Gefilden („Lost in France“) und bleibt für ihre Fans „Simply the Best“. Denn Connaisseure wissen: Sie hat’s zuerst gesungen, bevor Tina Turner einen Welthit daraus machte. Bei der sympathischen Sause „Holding out for a Hero“ als Zugabe kommt für einen Kuss sogar Ehemann Robert auf die Bühne.
Mit dem Judo-Athleten von Olympia 1972 in München ist die Sängerin heuer 52 Jahre lang verheiratet. Auch wenn altersgemäß nicht mehr jeder hohe Ton in Reichweite ist, feiern die Fans ihre Bonnie, die röhrt und röhrt und röhrt. Für ihr treues Publikum bleibt sie die größte gemeinsame Tyler.
JÖRG HEINRICH