Boss verewigt Trump-Kritik

von Redaktion

Rockstar stellt Reden ins Netz

Feinde: Donald Trump (li.) und Bruce Springsteen. © afp, dpa

Donald Trump scheint ein gutes Gespür dafür zu haben, wer ihm in der Gunst der einfachen Amerikaner gefährlich werden kann. Nachdem Bruce Springsteen ihn wiederholt auf Konzerten seiner Europatournee attackiert hatte, polterte der US-Präsident in fast schon alberner Weise auf seinem Social-Media-Portal gegen den Rockstar. Motto: Es kann nur einen Volkshelden geben. Doch Springsteen legt jetzt nach: Er hat ein Mini-Album mit Live-Aufnahmen von den jüngsten Konzerten herausgebracht. Die Ansagen und flammenden Appelle gegen Trump hat er mit draufgepackt.

Die Fehde schwelt schon lange. Die jüngste Volte ausgelöst hatten Springsteens Worte bei einem Konzert in Manchester vergangene Woche. Sein Heimatland werde von einer „korrupten, inkompetenten und verräterischen Regierung“ geführt, sagte der Musiker. Er forderte das Publikum dazu auf, für Freiheit und „gegen Autoritarismus“ einzutreten. Prompt nahm sich Trump auf der Heimreise vom Wirtschaftsgipfel in Katar die Zeit für eine Replik auf „Truth Social“: Springsteen sei „nicht talentiert“, „ein aufdringlicher, widerwärtiger Idiot“, „dumm wie ein Stein“. Der 75-Jährige sei eine „ausgetrocknete Rocker-Pflaume (seine Haut ist völlig verschrumpelt!)“, sagte der 78-Jährige mit dem Apfelsinen-Teint und drohte unverhohlen: Springsteen solle „seinen Mund halten, bis er wieder im Land ist. Dann werden wir alle sehen, wie es für ihn weitergeht!“

Das lässt den Boss offenbar nicht nur kalt – er wehrt sich mit den Waffen eines Künstlers. Der Mann, der seit 50 Jahren an der amerikanischen Kulturgeschichte mitschreibt, hat sein unsterbliches Gesamtwerk nun um den Live-Mitschnitt aus Manchester erweitert und die Trump-Kritik damit für die Ewigkeit gebannt – am Mittwoch erschien sie urplötzlich auf sämtlichen Streaming-Plattformen. „Land of Hope and Dreams“ umfasst vier Songs und zwei Ansagen. In der zweiten spricht er den Abbau ziviler Rechte und des Sozialstaats an. Er schließt hoffnungsvoll: „Wir werden auch diesen Moment überleben.“ Der Trumpismus, soll das heißen, ist nur ein Augenblick in der Geschichte, Amerika wird drüber wegkommen. Danach zitiert die E-Street-Band den Bürgerrechts-Hit „People get ready“, es klingt wie ein Aufruf. Und es wird spannend, wie viele Künstler sich ihm anschließen.
JOHANNES LÖHR

Artikel 3 von 11