Der Letzte von ihnen – umgeben von eisiger Leere, zwei Leichen neben sich – muss vier lichtlosen Monaten entgegen gestarrt haben. Und nahm, ob mit Absicht oder nicht, vor Einbruch der Polarnacht den Ausweg ins endgültige Nichts. Zuvor waren sie drei propere schwedische Herren mit gesteiften Krägen, die 1896 voll Entdeckereifer glaubten, mit einem Wasserstoffballon den Nordpol bezwingen zu können. Erst 1930 wurden ihre Überreste, Aufzeichnungen, Fotos gefunden. Auf deren Basis montiert Robin Hunzinger eine Historie der Expedition, eine Skizze der Männer – sowie der Menschen, die heute ihr Schicksal erforschen. Was nebenher eine tragische Liebesgeschichte mit melodramatischer Pointe wird. Und eine erstaunlich berührende Reflexion über die zusehends verschleißenden Fragmente, die von einem Menschenleben bleiben. (Online bis Sonntag, 25. Mai, unter www.dokfest-muenchen.de/films/ice-grave)
THOMAS WILLMANN
Robin Hunzinger:
„Ice Grave“ (78 Minuten, Seppia).