Mit den Mitteln des Theaters wollen Sophie Wendt, Axel Röhrle und Irene Rovan (v. li.) auf die Herausforderungen der Gegenwart reagieren. © Gabriela Neeb
So optimistisch wie der Titel der Produktion klingt, ist sie nicht. Denn eigentlich ist es ziemlich tragikomisch, was da das freie Münchner Theater auf die Bühne bringt: „Das TamS rettet die Welt“. Rettung ist nicht in Sicht und Hoffnung wird lediglich geprobt – so das Motto des Hörspieltheaterabends. Ein Genre, das der für Regie und Text verantwortliche Theatermacher Carsten Golbeck vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat und das sich als Konglomerat aus live produziertem Hörspiel, einstudierten und improvisierten Szenen zusammensetzt.
Vor allem aber wirkt dieser Theaterabend wie eine theatrale Fortsetzung der achtteiligen Brandbrief-Reihe, die das Theater am Sozialamt (TamS) als eine von sieben freien Bühnen vor zwei Jahren ans Münchner Kulturreferat geschickt hat, aus reeller Angst vor der Schließung ihrer beruflichen Heimstätte. Dass es noch immer „brennt“, lichterloh, steht außer Frage. Selten scheint das, wovon das vierköpfige Darsteller-Team, Axel Röhrle, Irene Rovan, Sophie Wendt und Severin Rauch, auf der Bühne erzählt, so sehr eigene Geschichte zu sein, die es fundamental selbst betrifft: Rechtsruck, (Alters-)Ausgrenzung – die bereits in der Lebensmitte beginnt –, leere Versprechen der Politik, Kürzungen der Kultur, gestrichene Fördermittel – kurz, die Bedrohung ihrer und unserer Existenz, sind Kernthematik und Essenz des Abends, die es auch mal rauszuschreien gilt. Die Bedrohung ist real!
Zwei Schauspieler suchen im „Tam-Studio“ Zuflucht, da sie ihre Bleibe nicht mehr zahlen können. Eine erfolglose Ex-Seriendarstellerin hofft auf das Erbe der Eigentumswohnung ihrer sterbenskranken Mutter und schämt sich hierfür fürchterlich. Ohnmächtig fühlen sich alle, ausgeliefert dem Gefühl, nichts tun zu können oder der prekären Gegenwart etwas entgegenzusetzen. Von Zukunft gar nicht zu sprechen. Daher heißt die letzte Lösung, das Leben in die Hand zu nehmen, selbstwirksam zu werden und, als Theatermenschen, selbst ein Stück zu schreiben, um überhaupt etwas zu tun. Doch auch diese Hoffnung wird je im Keim erstickt, denn was der Mensch kann, kann die KI doch schon lange, oder? Fortsetzung der Reihe gibt es am 24. Juli mit der Folge „Ist das noch wichtig oder kann das schon weg“.
ANNA BEKE
Nächste Vorstellungen
am 5. und 6. Juni;
Telefon 089/34 58 90.