„Leo XIV. kann Papst“

von Redaktion

Jesuit Batlogg verfasst erstes Buch auf Deutsch über Pontifex

Gott zum Gruß: „Löwenpapst“ Leo XIV. bei einem seiner ersten Auftritte im Vatikan. © Cristian Gennari / KNA

Die Ereignisse überschlugen sich am Osterfest 2025. Ostersonntag noch freute sich die katholische Welt, dass Papst Franziskus nach schwerer Krankheit doch den Ostersegen „Urbi et Orbi“ spenden konnte. Die Menschen staunten, dass der Pontifex sich im Papamobil über den Petersplatz fahren ließ, um nah bei den Menschen zu sein. So wie es in den zwölf Jahren seines Pontifikats auch seine Art war.

Am nächsten Morgen, am Ostermontag, ist der 88-Jährige gestorben. Eine Dramaturgie, die eines Papstes würdig war. Gestorben am Fest der Auferstehung. Keine drei Wochen später hieß es: „Viva il Papa“, „Es lebe der Papst“: Mit Robert Francis Prevost wurde am Abend des 8. Mai der erste US-Amerikaner zum katholischen Kirchenoberhaupt gekürt. Er wählte den Namen Leo XIV.

Kaum 20 Tage nach der spektakulären Entscheidung legt der Verlag Herder mit „Leo XIV. – der neue Papst“ das erste deutschsprachige Buch über den neuen Pontifex vor. Der Jesuit Andreas R. Batlogg, Vatikan- und Franziskus-Experte, hat in Windeseile bis zur Drucklegung am 16. Mai ein hoch informatives und hintergründiges Werk über den einschneidenden Frühling 2025 im Vatikan gezaubert.

Wer noch einmal verfolgen möchte, wie dramatisch die letzten Tage und Stunden des alten Papstes waren, wer eine solide Einordnung des Pontifikats von Franziskus wünscht, kommt mit diesem spannend geschriebenen Buch ebenso auf seine Kosten wie derjenige, der den neuen Papst Leo XIV. kennenlernen möchte. Batlogg verwebt den Abschied des argentinischen Pontifex geschickt mit der überraschenden Ankunft des amerikanisch-peruanischen Papstes. Er zeigt auf, in welchen Linien Leo Franziskus folgt. Und worin sich die beiden unterscheiden. Der Autor ist sich darüber im Klaren, dass sein Buch in der Kürze der Zeit „keine umfassende Biografie“ Leos liefern kann. Er nennt es eine biografische Skizze über den „Löwenpapst“ Leo, der erst jetzt der Welt und der Kirche bekannt wird. Der Jesuit Batlogg, der kein Hehl daraus macht, wie sehr er um seinen Ordensbruder Franziskus trauert, scheut sich aber auch nicht, die Schwächen des Jesuiten-Papstes zu benennen. Offen beklagt er die Patzer gerade in den letzten Jahren mit verbalen Entgleisungen (etwa als er sich über „Schwuchtelei“ in Priesterseminaren empört) und eine gewisse Geschwätzigkeit.

Doch Batlogg bleibt bei aller Kritik dabei: „Franziskus war ein Reformer.“ Er nennt die Einführung der Synodalität, die beginnende Aufwertung von Laien und Frauen, die Reform der Kurie, die Erlaubnis zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und wiederverheirateter Geschiedener.

Viele Fragen aber hat Franziskus offengelassen. Um die muss sich Leo XIV. kümmern. Indem Batlogg die Tage des Konklaves und die Vorgespräche der Kardinäle nachzeichnet, gewinnt der Leser eine Ahnung davon, was sich hinter den verschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle ereignet hat. „International erfahren, empathisch, kompetent und offenbar ein guter Kommunikator“, so kennzeichnet er den Nachfolger. Nach den ersten Tagen des Pontifikats glaubt er: „Leo XIV. kann Papst!“ Dass Leo anders als sein Vorgänger wohl in den Apostolischen Palast ziehen wird, ist für Batlogg kein Glaubwürdigkeitsproblem: „Papst Franziskus wollte unter Leuten sein, Leo XIV. braucht mehr Privatsphäre.“

Viel ist noch nicht bekannt über den Überraschungs-Papst, der dem Augustiner-Orden angehört. Dass er als Missionar in Gummistiefeln und zu Pferd Hilfsgüter an entlegene Orte gebracht hat, sich nie über andere erhoben hat, dafür liefert der Autor viele Belege. Allerdings sieht er auch keine Anhaltspunkte dafür, dass Leo die Lehre der Kirche radikal ändern will – etwa in Bezug auf die Priesterweihe von Frauen. Aber in einem ist sich Batlogg sicher: Leo wird als globaler Friedensstifter auftreten.
CLAUDIA MÖLLERS

Andreas R. Batlogg:

„Leo XIV. – der neue Papst“. Herder, München, 176 S.; 19 Euro.