ALBUM

Wille zur Anarchie

von Redaktion

Eine gute halbe Minute reiten Caroline auf einem dissonanten Akkord und damit auf dem Hörnerv herum. Kurz keimt die Hoffnung, dass das infernalische Chaos durch Schlagzeug und Gesang glattgezogen wird. Weit gefehlt: Mit unbedingtem Willen zur Anarchie arbeitet die Rhythmussektion mit bemerkenswerter Konsequenz gegen alles, was Struktur ergeben könnte. Mitunter unter Zuhilfenahme einer Geige – ein Instrument, das sich trefflich gegen den Strich bürsten lässt – lässt das Londoner Klangkollektiv mutwillig jeden Anflug von Harmonie in beißenden Rauch aufgehen. Und schafft damit aller Möglichkeit zum Trotz Ruhe. Die Entspannungsmomente inmitten des Chaos folgen auf wechselseitige Verspannungen und sind genau deshalb möglich, weil das vermeintlich chaotische Alternative-Rock-Kammerfolk-Gedröhne im Grunde zutiefst harmoniedurchtränkte Kerne hat. Wer mit Notwist, Belle & Sebastian oder Kitty Empire etwas anfangen kann, sollte reinhören.
CU

Caroline:

„caroline 2“ (Rough Trade).


★★★★☆ Hörenswert

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