NEUES ZU THOMAS MANN

Einen Schatz gehoben

von Redaktion

Allein die nackten Zahlen beeindrucken: 446 Seiten Briefe. 240 Seiten Kommentar zu dieser Korrespondenz. 72 Seiten Nachwort. Dazu Werkregister, Personenverzeichnis und manches mehr, was den Thomas-Mann-Fan glücklich macht. Ja, Herausgeber Holger Pils ist hier etwas Besonderes geglückt. Der Vorstand der Stiftung Lyrik Kabinett in München hat den Briefwechsel zwischen Thomas und Katia Mann sowie Ida Herz für die Nachwelt gehoben. Herz (1894-1984) war Jüdin, Buchhändlerin – vor allem aber Leserin und Fan des Schriftstellers. Sie „hatte die Freundschaft zu Thomas Mann (Freundschaft, die es für sie fraglos war) gesucht, forciert und aufrechterhalten, getragen von dem unbedingten Willen, Teil seines Lebens zu sein, an seinem Tisch zu sitzen“, schreibt Pils im sehr lesenswerten Nachwort. „Thomas Mann ließ es nicht nur geschehen, sondern ermunterte Ida Herz immer wieder, ihm zu schreiben.“ Allerdings war der Schriftsteller zeitweise ganz schön genervt von dieser Frau, wie er seinem Tagebuch anvertraute – was wiederum Herz nach dessen Lektüre traf. Für den Autor bot der Eifer seiner treuesten Leserin vor allem die Chance, durch sie ein Archiv zu etablieren – und damit für Ruhm in der Nachwelt zu sorgen. Mehr als 400 Schreiben dokumentieren diese Beziehung – von 1924 bis zum Tod des Autors im August 1955. Sie erzählen nicht nur Zwischenmenschliches, sondern vermitteln einen Eindruck von Manns Arbeitsweise und zeichnen zudem ein zeitgeschichtliches Bild des 20. Jahrhunderts.
LEIC

Holger Pils (Hg.):

„Thomas & Katia Mann: Liebes Fräulein Herz“.
S. Fischer, 800 Seiten; 38 Euro.


★★★★★ Hervorragend

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