Die neue und die alte Momo: Alexa Goodall (li.) schlüpft in der Neuverfilmung in die Titelrolle – und damit in die Fußstapfen von Radost Bokel, die die Titelfigur aus Michael Endes Klassiker 1986 verkörperte. © Constantin/imago images / United Archives
Immer ist da dieses Ticken. Wir hören es nicht, weil wir es nicht hören wollen. Aber die Zeit, sie vergeht. Tick tack. Tick tack. Wieder zwei Sekunden Leben weniger. Tick tack. Tick tack. Und wieder zwei. Vor 52 Jahren hat Michael Ende sein kluges, poetisches Buch „Momo“ veröffentlicht. Untertitel: „Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“. Ein halbes Jahrhundert später (tick tack, tick tack) ist dessen Botschaft wichtiger denn je. Denn die miesen grauen Männer, die uns unsere Zeit stehlen möchten, tragen heute ein neues Gewand. Nicht mehr fahl und leichenblass kommen sie daher. Nein, sie blitzen und blinken und locken uns mit Herzchen und „Gefällt mir“-Zuspruch. Sie heißen Instagram und Facebook, Snapchat, TikTok und X. Aber auch E-Mail-Programm, Smartphone, Apple Watch. Siri und Fitness-App. Youtube und WhatsApp. Hirn- und Zeitfresser auf allen Kanälen.
Man hofft also sehr, dass dieser Film keine Zeitverschwendung sein wird: Wie berichtet, wurde Michael Endes „Momo“ neu verfilmt. Am 2. Oktober kommt die Produktion von Rat Pack, Westside und Constantin in die Kinos. Nun ist der Trailer online verfügbar und es gibt erste Szenenfotos.
Unter der Regie und nach einem Drehbuch von Christian Ditter schlüpft die britische Schauspielerin Alexa Goodall in die Titelrolle – und damit in große Fußstapfen. Unvergessen Radost Bokels zauberhaftes Spiel in der ersten Verfilmung aus dem Jahr 1986. Wer diesen viel geliebten Klassiker noch vor Augen hat, schaut natürlich überkritisch den Trailer der Neuverfilmung an. Dank moderner Techniken kommt darin alles spektakulärer, bombastischer daher. Unter die grauen Männer mischen sich auch graue Frauen; die saugen nicht wie einst Sylvester Groth in der ersten Verfilmung so unnachahmlich gierig an Zigarettenstummeln, hier wird das Ablaufen der Zeit durch futuristisch leuchtende Armbänder am Handgelenk abgelesen. Alles politisch korrekter also, alles in perfekter Bildqualität. Aber auch alles so direkt ins Herz treffend wie „Momo“ 1986? Viele Sekunden vergehen noch bis Oktober. Wir sind gespannt.KATJA KRAFT