Elektrisierend: Suzi Quatro am Sonntag. © Wein/Tollwood
36 Grad, und es wird nicht leiser! Die Münchner Oldie-Fans feierten in den Tollwood-Tropen, im dampfig heißen Musikzelt, eine vierstündige Sauna-Sause. Maggie Reilly, Manfred Mann’s Earth Band und Suzi Quatro bei ihrer Tollwood-Premiere bewiesen, dass sie auch nach so vielen Jahrzehnten keinen müden dritten Aufguss liefern. Vor allem die phänomenale Suzi Q aus Detroit heizte so spektakulär ein, als hätte sie Ilja Richters „Disco 78“-Studio gerade erst verlassen. Motto, so wie damals: Hallo Freunde – Hallo Suzi!
Zum Anschwitzen schaute Maggie Reilly (68) vorbei, „The Voice of Scotland“. Wer sich an ihren Namen nicht erinnert, kennt definitiv ihren größten Hit, powered by Mike Oldfield. „Moonlight Shadow“ brachte die Fans im ausverkauften Zelt erstmals zum Mitsingen. 42 Jahre später wirkt die immer noch Rothaarige eher mütterlich. Aber ihre mädchenhafte Stimme hat sie sich bewahrt. „To France“ oder „Everytime we touch“ machten Spaß – schade nur, dass Gitarren und Schlagzeug aus dem Computer kamen.
Mit Festplatten-Musik hat good old Manfred Mann nichts am Hut, unter dem er sich wie gewohnt versteckte. Er orgelte bei „Blinded by the Light“ oder „Davy’s on the Road again“ auch mit 84 noch ganz hinreißend. Und die Earth Band mit Sänger Robert Hart, seit 2011 der stimmliche Organ-Spender des sangesunlustigen Mann, zeigte, dass sie nach wie vor zu den kompetentesten Bluesrock-Sachverständigen weit und breit gehören.
Nach „Mighty Quinn“ kam Mighty Suzi, die versprach: „Ihr werdet Musik von 1973 bis 2024 hören.“ Und sie hielt Wort, mit Klassikern von „48 Crash“ bis „She’s in love with you“, mit brillantem Bass-Spiel – und mit „Stumblin’ in“, das die jungen Kollegen Flori & Helene mit ihrem „Schau mal herein“ alt ausschauen ließ.
Suzi mit 75, das ist kein müdes Oldie-Tingeln – das ist „Gaudi Quatro“ mit drei Bläsern, zwei Chor-Ladys und einer prächtig aufgelegten Legende, die Bock auf Rock hat. „Ich höre erst auf, wenn ich auf der Bühne mit dem Hintern wackle, und es bleibt leise“, kündigt sie an. Kein Problem: Der Wackel-Kontakt zwischen ihr und den Münchner Fans war so elektrisierend wie eh und je. JÖRG HEINRICH