Diese Aufnahme führt vor, dass man mit Interpretationsklischees nicht weiterkommt. Romantisch? Ja. Dramatisch? Unbedingt. Aber deshalb das Gegenbild zur historisch informierten Praxis? Eben nicht. Carlo Maria Giulinis 1961 herausgekommene Einspielung gehört deshalb zu den Referenz-„Giovannis“, weil sie vieles zugleich ist. Die Dämonie des Stücks wird verbunden mit einer ungewöhnlichen Transparenz. Das ist kein musikalischer Schwerlastverkehr, trotzdem hat alles Gewicht und Theatralität. Giulinis gewohnt gemächliche Tempi offenbaren viele Details, entfalten auch einen ganz eigenen Mozart-Swing. Fast unerreicht ist das Gefühl für die Tempo-Architektur des Werks. Eberhard Wächter ist ein fiebriger, aufbrausender Giovanni, Joan Sutherland eine kühl-agile Anna, Giuseppe Taddei ein burlesker Leporello und Elisabeth Schwarzkopf eine, typisch für sie, elaborierte Elvira. Fast überbesetzt: der junge Piero Cappuccilli als Masetto.TH
Mozart:
„Don Giovanni“. Philharmonia Orchestra,
Carlo Maria Giulini (Warner).
★★★★★ Hervorragend