Roxettes Neue rockt das Tollwood

von Redaktion

Das Duo Roxette in jungen Jahren. © Kay Nietfeld

Lena Philipsson ersetzt an der Seite von Per Gessle die 2019 verstorbene Marie Fredriksson. © Felix Hörhager/dpa

Darf man das? Die Stones ohne Mick Jagger? U2 ohne Bono? Wenn legendäre Sängerinnen und Sänger nicht mehr auf der Bühne stehen können oder wollen – dann riecht es oft streng nach Abzocke und Mogelpackung. Von Queen ohne Freddie Mercury selig ist die Welt bis heute nicht restlos überzeugt. Dass es auch anders geht, beweisen Roxette beim umjubelten Comeback im ausverkauften Tollwood-Zelt. Die 2019 verstorbene und so tapfere Sängerin Marie Fredriksson bleibt viel geliebt und unvergessen. Aber Lena Philipsson, die neue Stimme der schwedischen Hit-Maschine, sorgt für so viel Freude und Begeisterung, dass als Fazit nur bleibt: So ein Comeback darf – und muss – unbedingt sein!

Die 59-jährige Lena, die mindestens zehn Jahre jünger wirkt, versucht gottlob gar nicht erst, als zweite Marie auf der Bühne zu stehen. Dabei hilft, dass sie als langhaarige Brünette ein anderer Typ ist. Sie sorgt nicht nur für eine neue Roxette-Optik, sondern auch für einen veränderten Sound – mit mehr Soul, mit ein wenig Schmutz in der Stimme, was dem Radiopop von „Mr. Roxette“ Per Gessle ziemlich guttut. Es gilt das ESC-Motto von 2010: Lena, twelve points!

Per Gessle, der Meister aller Gassenhauer, der sich all diese funkelnden Pop-Juwelen von „Opportunity Nox“ bis „The Look“ ausgedacht hat, hüpft mit fröhlichem Grinsen über die Bühne. Endlich wieder Roxette live: Selten hat man einen Menschen so zufrieden bei der Ausübung seiner Arbeit beobachten dürfen. Und Lena widmet „It must have been Love“ ihrer Vorgängerin Marie – einer von vielen berührenden Momenten des Abends.

„Wenn Ihr die Texte kennt, singt einfach mit“, wünscht sich Per Gessle, der ewige große Junge, von den 6000 Fans – „und wenn Ihr sie nicht kennt, singt trotzdem mit“. Natürlich kennen sie jede Zeile: „Hello, you Fool, I love you“ – so wie bei „Joyride“ funktionieren die besten Schweden-Hits seit Abba. Die Klassiker, begleitet von einer Band herrlich verwitterter bärtiger Haudegen, sorgen für die vielleicht beste Tollwood-Party 2025. Alles richtig gemacht, Per und Lena. Wäre ja auch ein Jammer, wenn dieser prächtige Pop live nicht mehr zu hören wäre.JÖRG HEINRICH

Artikel 2 von 11