Etliche fleißige Helfer haben Flux ermöglicht. © Max Bublak
Kreativer Kopf des Projekts: Morag Myerscough. © Flux
Willkommen! Diese Tür steht jedem offen. © Max Bublak
Der Mensch, das eigenartige Wesen. Er zettelt Kriege an; er zerstört seinen eigenen Lebensraum; er mordet, unterdrückt, reißt nieder. Und dann: schafft er Orte wie diesen. Und plötzlich ist da wieder Hoffnung, und man erinnert sich, wie gut der Mensch auch sein kann. Wir alle sein können. Wenn wir uns friedvoll mit anderen zusammentun. Ja, wer in diesen weltpolitisch beängstigenden Tagen die Pinakothek der Moderne besucht, kann gar nicht anders, als wieder etwas frohgemuter zu sein. Eine Villa Kunterbunt wurde hier in den vergangenen Monaten auf dem Parkplatz vor dem Museum von hunderten fleißigen Händen aufgebaut, bemalt, bepflanzt. Flux nennt sich das Projekt, finanziert und organisiert vom engagierten Team der Stiftung der Pinakothek. Etliche Spenden haben sie dafür eingesammelt, erhielten großzügige Unterstützung etwa von der Thomas Kirch Stiftung und der Kirch Stiftung. Um diesen von den Öffnungszeiten des Museums unabhängigen Aufenthaltsort zu schaffen.
Eine „begehbare interaktive Installation, ein Wohlfühlort ohne Konsumzwang, ein verbindungsschaffender Impuls für die Nachbarschaft – offen für alle“ soll Flux sein. Dafür habe das Projektteam rund um die Uhr geackert, lobt Angelika Nollert, Direktorin der Neuen Sammlung. Und jetzt steht sie da, diese einladend offene Konstruktion, mit Toilettenräumen, Dachterrasse, offener Bühne, Spielplatz. In leuchtenden Farben, als hätte sie ein Pop-up-Künstler des Museums Brandhorst gleich nebenan herausgesucht. Es war eine Künstlerin: Morag Myerscough. Immer Farbflecken an der Kleidung, immer quirlig, immer ein Lächeln im Gesicht. Die Britin hat das Organisationsteam mit ihren Ideen überzeugt. In etlichen Workshops mit insgesamt mehr als 1000 Teilnehmern wurde das Konzept ausgearbeitet – damit möglichst vielen Wünschen entsprochen wird.
Denn einfach nur ein hübsch gestalteter neuer Parkplatz soll es nicht sein. Das Ziel ist klar: mehr Menschen für Kunst und Kultur zu begeistern. „Niedrigschwellig“, wie es immer so schön heißt. „Wir möchten mit einem bunten Brecheisen die Zukunft gestalten. Für kulturelle Erlebnisse für jeden“, formuliert es Markus Michalke, der Vorsitzende der Stiftung der Pinakothek. Von der Dachterrasse aus sieht man, wie sich der neue Bau in der Fassade der Pinakothek der Moderne spiegelt. Als stünde die Konstruktion im Inneren des Hauses. Ganz so soll es sein: Das, was drinnen passiert, und das, was draußen passiert, verbindet sich miteinander. Grenzen, Barrieren werden aufgerissen. Und wer weiß: Vielleicht wird der ein oder andere, der vorher noch nie in dem Museum war, ja nach einer Runde auf dem Spielplatz und einem Konzertgenuss auf der Open Stage einfach mal hineingehen und schauen, was ihn dort erwartet.
Dienstags bis freitags von 10 bis 22 Uhr kann man Flux besuchen, am Wochenende etwas länger. Speisen und Getränke darf man mitbringen, oder man kauft sie in der Paloma Bar. Die bietet sie zu sozialen Preisen an. Heißt: Jeder wählt den Betrag, den er zahlen kann. Mittwochs wird es Yogakurse geben. Auch sie wie alles hier kostenlos. An einer interaktiven Musiksäule kann man sich per App einen 30-minütigen Termin buchen, für den man die offene Bühne nutzen darf. Tanzgruppen, Sänger, Chöre – jeder darf sich präsentieren. Zwischen den mehr als 1000 Bäumen, Sträuchern, Blumen, die gepflanzt wurden. Rosmarinduft liegt in der Luft, Tomaten leuchten in der Sonne.
Auf fünf Jahre ist das Projekt angelegt. Wenn es gut läuft, soll sich Flux bis dahin selbst finanzieren – und bestehen bleiben. „Durch tageweise Vermietungen etwa“, sagt Michalke. „Die öffentliche Hand kann nicht alles bezahlen. Wir würden gerne unter Beweis stellen, dass sich solche Orte selbst tragen können.“ Als er das sagt, fliegt ein Schmetterling über die neu angelegten Blumenkästen. Gemeinschaftsglück – manchmal nur einen Flügelschlag entfernt.KATJA KRAFT