Im Teufelskreis

von Redaktion

„War Games“ in den Kammerspielen

Bevor die Handgranaten fliegen, fühlt sich die Therese-Giehse-Halle wie in Watte gepackt an. Zu sphärischen Klängen wandeln zwei Jugendliche auf der Bühne, hoch über ihren Köpfen schweben riesige Ballons. Im Scheinwerferlicht glimmt das silbrige Material, die tanzenden Schatten auf dem Boden erinnern an Licht auf einer Wasseroberfläche.

Es ist die Ruhe vor dem Sturm. „War Games“ heißt die einstündige Performance, die das Theaterkollektiv SKART (Produktionsleitung: Henrik Weber) gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen erarbeitet hat. Anspruch ist es, Krieg als „performative Kulturgeschichte und gesellschaftlichen Teufelskreis“ zu untersuchen. Das elfköpfige Ensemble erinnert in weißen Helmen und Schutzkleidung (Kostüme: Janne Plutat) an die Sturmtruppen aus der Science-Fiction-Saga „Star Wars“. Ähnlich wie der galaktische Korps verschwimmen die Jugendlichen zur identitätslosen Gruppe ohne klar definierte Rollen. Sie exerzieren im Gleichschritt oder turnen einen militärischen Hindernislauf.

Techno-Beats und Texte über Kriegseuphorie begleiten die Szenen. Doch trotz der angedeuteten grausamen Handlungen und Sätze – „Das Tolle am Töten ist der Adrenalinschub“ – wabert eine traumartige Stimmung durch die Halle, das Anliegen verhallt unter der ästhetischen Gestaltung. Kalt läuft es einem erst den Rücken hinunter, als eine der Jugendlichen mit Flügeln aus Wahlplakaten im Raum steht. Mit den wuchtigen Armen erinnert sie an eine Jesusfigur am Kreuz. Obwohl die Slogans keinen direkten militärischen Bezug besitzen, verdeutlichen sie die Macht politischer Entscheidungsträger. All die kriegerischen Handlungen gibt es nicht nur in der Giehse-Halle. Gerade die Darstellenden könnten von einer etwaigen Wehrpflicht betroffen sein. SOPHIA COPER

Weitere Vorstellungen

am 28. und 29. Juni;
Telefon 089/233 966 00.

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