Magische Momente im All

von Redaktion

Gustavo Gimeno und Kyohei Sorita bei den Münchner Philharmonikern

Kann Musik zu populär sein? So absurd es klingt, aber tatsächlich wurde auch Sergei Rachmaninow mit solchen Vorwürfen konfrontiert. Und ja: Für einen Interpreten kann es durchaus einschüchternd sein, sich an ein so gern und oft gespieltes Werk wie das dritte Klavierkonzert zu wagen. Aber zum Glück mangelte es Kyohei Sorita bei seinem Auftritt in der Isarphilharmonie nicht an Selbstvertrauen. Im engen Schulterschluss mit den Münchner Philharmonikern zeigte er eine höchst eigenwillige, aber in sich sehr schlüssige Lesart. Im Kopfsatz noch sehr geradlinig, mit kleinen, klug kalkulierten Höhepunkten, ehe er in der Solo-Kadenz alle Dämme brechen ließ. Und es spricht für Soritas Können, dass trotz dieses furiosen ersten Finales der große Bogen nicht abriss und das folgende Adagio auf demselben Energieniveau blieb.

Auch Gustav Holsts „Planeten“ müssen sich den Vorwurf „Filmmusik“ gefallen lassen. Was aber weniger am Komponisten selbst, sondern an John Williams liegen dürfte, der sich für seinen „Star Wars“-Soundtrack Inspiration holte. Das weiß natürlich auch Dirigent Gustavo Gimeno, der beim kriegerischen „Mars“ die Säbel ordentlich rasseln und das Blech machtvoll dröhnen ließ. Ebenso wie im pathetisch breiten „Jupiter“. Gleiche Aufmerksamkeit widmete Gimeno den stilleren Ecken dieses tönenden Sonnensystems, wo er den antiken Namenspatronen der Planeten nachzuforschen schien und der Musik über den Klangrausch hinaus mythische Qualität verlieh. Unterstützt durch die Damen des Philharmonischen Chores, die mit ihrem kurzen Auftritt für einen magischen Moment sorgten. Als sich ihre sphärisch schwebenden Vokalisen hinter den offenen Türen im Rang immer weiter entfernten, verharrte das Publikum weiter in konzentrierter Stille, bis Gimeno endlich die Spannung auflöste. TOBIAS HELL

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