Süße Sause für die Kunst

von Redaktion

200 700 Euro: Benefizauktion fördert neue Ausstellung

Junge Kunst: auch ein Werk von Luisa Baldhuber wurde versteigert. © Tinnefeld/api

Farbenfroh: Marianne Wille (li.) und Sophia Luise von Schaesberg. © Tinnefeld/api

Engagiert für die Kunst: Anabel Pförringer und Andrea Lissoni. © Tinnefeld/api

Servierte ihren gemalten Cupcake: Künstlerin Annemarie Faupel. © Tinnefeld/api

Perfekte Kulisse: Dirk Boll leitete die Auktion auf der Terrasse des Haus der Kunst. © Michael Tinnefeld/api

Andrea Lissoni erinnert sich noch genau. An das kleine Kind, vielleicht ein, eineinhalb Jahre alt. Wie es durch die Tate Modern in London krabbelte. Und wie es sich dann plötzlich aufrichtete und lostapste. „Da dachte ich nur: Mein Gott, dieses Kind macht seine ersten Schritte von Kunst umgeben – das wird zu 100 Prozent einen Eindruck bei ihm hinterlassen. Vielleicht nicht bewusst, aber es erzeugt den Anfang einer Bildung. Deswegen ist es so schön, wenn Kinder in die Museen kommen: weil sie es sind, die uns bei der Veränderung unserer Gesellschaft helfen. Sie sind unsere besten Botschafter“, schwärmte der heutige künstlerische Direktor des Münchner Haus der Kunst im Gespräch mit unserer Zeitung. Am 18. Juli eröffnet er eine Ausstellung, die genau das tun soll: Kinder für die Welt der Kunst begeistern. Wobei, begeistern – jeder Mensch wird als kleiner Künstler geboren, die Kreativität, die Neugierde, die Lust am mutigen Ausprobieren kommt vielen aber im Laufe des Erwachsenwerdens abhanden. Hier setzt „Für Kinder. Kunstgeschichten seit 1968“ an. Die Schau wird für ein junges Publikum geschaffen, soll aber auch für die Großen inspirierende Blickerweiterung sein.

„Diese Ausstellung stellt kindliches Denken in den Mittelpunkt. Den kindlichen Blick, der nicht urteilt, sondern fragt, der nicht ausgrenzt, sondern verbindet. Wir brauchen diesen Blick heute dringend“, sagt Anabel Pförringer, neue Vorsitzende der Freunde Haus der Kunst. Wie berichtet, lud der Förderverein am Montagabend wieder zu seiner Midsummer Night mit Auktion ein. Der Erlös geht in die Finanzierung der Vermittlungsangebote der neuen Ausstellung. „Ich habe mich auf diesen Abend gefreut wie ein kleines Kind“, sagt Pförringer, als sie die 350 Gäste auf Münchens schönster Terrasse direkt am Englischen Garten begrüßt. Die Sonne lacht, auf den langen gedeckten Tafeln sind zwar weiße Tischdecken ausgebreitet – aber zwischen den Tellern, Gläsern, Flaschenkühlern liegen dicke Buntstifte. Malen ausdrücklich erlaubt. Man fühlt sich also schon wie mittendrin im Kinderparadies. Das liegt auch am Dresscode: „Play with colour“ – die Einladung zum Farbenspiel haben die Gäste ernst genommen. Einen „bunten Abend“ wünschen Pförringer und Lissoni ihnen denn auch. Einer, bei dem sie nicht bloß auf die Versteigerung von Kunstwerken setzen – mit ihnen verbunden ist auch immer eine besondere Begegnung. Dialog, Zusammenkommen, das ist der neuen Vorsitzenden wichtig.

Die junge Münchner Künstlerin Annemarie Faupel beispielsweise weiß, wie man Sammler zum Kauf verführt. „Sie hat die Kunst des Stilllebens ins 21. Jahrhundert überführt“, formuliert es Dirk Boll, der die Auktion leitet. Einen knalligen Cupcake serviert Faupel in Öl auf Leinwand. Weil man leider nicht hineinbeißen kann, gibt es zusätzlich zum Bild einen Mal-Workshop in Faupels Atelier samt Cupcake-Verzehr. Das ist dem erfolgreichen Bieter 6000 Euro wert.

Das teuerste Auktionslos – Warhols Zeichnung „Child in ,Elf´Costume“ (24 000 Euro) – hätte fast Andrea Lissoni selbst getoppt. Eine Kunstreise mit ihm nach Turin bringt stolze 16 000 Euro ein. Ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr die Münchner ihren Haus-der-Kunst-Chef mögen. Der mit kindlicher Freude immer daran tüftelt, das Ausstellungshaus noch weiter zu öffnen, für noch mehr Leute attraktiv zu machen. Er sagt: „Das Haus der Kunst soll ein Haus der Menschen sein.“ An Abenden wie diesem spürt man, was das heißt.KATJA KRAFT

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