Mein Freund Günther

von Redaktion

Galerist Storms zeigt Hommage für den verstorbenen Uecker

Eine lange Freundschaft verband den Münchner Galeristen Walter Storms (li.) und den großen Künstler Günther Uecker. © Walter Storms

Am Samstag verabschiedet sich die Kunstwelt von Günther Uecker. Die Trauerfeier findet im Schweriner Dom statt. Jenem Ort, für den der verstorbene Maler und Objektkünstler vier farbige Kirchenfenster gestaltet hatte. Anfang des Jahres wurden sie eingeweiht – es war das letzte Großprojekt Günther Ueckers. Wie berichtet, ist er am 10. Juni im Alter von 95 Jahren verstorben.

Auch Walter Storms wird am Wochenende nach Mecklenburg-Vorpommern fahren, um Lebewohl zu sagen. Der Münchner Galerist kannte Uecker schon zu Schulzeiten persönlich. Aufgeschlossen wie der gebürtige Rheinländer ist, der bereits als Gymnasiast Ausstellungen veranstaltete, rief er damals Künstlerpersönlichkeiten der Umgebung wie Joseph Beuys oder Günther Uecker einfach an. Standen schließlich im Telefonbuch, das waren noch Zeiten. Fragte, ob er die Künstlerinnen und Künstler, die er beispielsweise aus der damaligen CSSR und Polen nach Deutschland eingeladen hatte, nicht mal zum Atelierbesuch mitbringen dürfe. „Und so ging das los. Die Künstler, die ja schon Stars waren zu der Zeit, waren alle immer sehr generös, das war nicht so kapitalistisch und geldfixiert wie heute. Und der Günther war der Liebste von allen. Der war ein ungeheuer umarmender Mensch“, erinnert sich Storms. Seinem verstorbenen Freund zu Ehren zeigt er in seinen Galerieräumen an der Schellingstraße 48 ab morgen dessen Werke. Darunter das letzte Nagelbild, das Uecker geschaffen hat. „Es ist das letzte Uecker-Bild überhaupt, das hat er vor zwei Jahren gemacht zur Hommage für Günter Fruhtrunk. Ein Sammler hatte es gekauft – und mir nun für diese Ausstellung geliehen“, erzählt Storms.

Doch der vielfältige Günther Uecker schuf ja nicht einzig seine unverwechselbaren Nagelreliefs. Für die gerade stattfindenden Opernfestspiele hatte er zusammen mit seinem Münchner Galeristen bereits eine Ausstellung geplant, die Bühnenbildentwürfe und Kostümfigurinen zeigen sollte, die Uecker für Richard Wagners „Lohengrin“-Inszenierung (1979-1982) in Bayreuth geschaffen hatte. Auch sie sind nun in der Galerie Storms zu sehen. In einer Vitrine liegt eine gelbe Eintrittskarte. Reihe eins, Tür eins, Platz eins. Lauter Einser – und Walter Storms’ erster Besuch in Bayreuth. „Ich weiß noch, wie mich Günther fragte: Walter, willst du morgen in ,meinen‘ Lohengrin?“, erinnert sich Storms lachend. Das Ticket spendierte Kunstmäzenin Gabriele Henkel. 180 DM, eine stolze Summe damals – und für Storms der Beginn seiner Freude an der Oper.

Die überträgt sich, wenn man Ueckers Bühnenmodelle nun in München sieht. Auch sein Sohn Jakob ist zum Aufbau gekommen. „Es ist schön, dass wir die Bühnenbilder zeigen, die werden nicht so häufig ausgestellt“, sagt er, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Wie er war? „Ein Menschenfreund. Und einer, der immer wahnsinnige Anforderungen an sich selbst gestellt hat.“ Vor jeder neuen Schau seien da die Zweifel gewesen, ob denn überhaupt einer komme, ob die Arbeiten gut genug seien. „Der Anspruch blieb immer derselbe: das Beste zu machen, was er machen kann.“

Im rechten Galerieraum hängt ein drei mal drei Meter großes Aschebild von Uecker. Walter Storms hat es für die Hommage an ihn aus dem Depot geholt. „Ein Memento mori. Der Mensch entsteht aus Asche und wird zu Asche.“ Ein Abschied, der bewegt.KATJA KRAFT

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