Süße Leckereien

von Redaktion

„Doktor Mirakel“ im Opernstudio

Mit einer Petitesse von Georges Bizet leistete das Opernstudio des Münchner Gärtnerplatztheaters am Donnerstagabend seinen Beitrag zum sommerlichen Programm. Zwar nicht open air, sondern auf der Studiobühne im Keller des Hauses feierte „Doktor Mirakel“ Premiere, vielleicht sogar Münchner Erstaufführung? Denn die kleine Buffo-Oper, die der Komponist der „Carmen“ 1855 als 19-Jähriger schrieb, geriet damals nach elf Vorstellungen in Vergessenheit. Georges Bizet, der sich an einem von Jacques Offenbach ausgeschriebenen Operetten-Wettbewerb beteiligt hatte, reüssierte und erhielt daraufhin den Auftrag, das Libretto des „Doktor Mirakel“, das auf einer irischen Komödie basiert, zu vertonen. Da exakt vier Protagonisten gefordert sind, griff das Opernstudio zu.

Der durch schütteres WeißHaar und Glatze gealterte Jeremy Boulton schlüpfte in die Rolle des dickbäuchigen, trotteligen Bürgermeisters von Padua. Mit seinem hellen Bariton steigerte er sich in Rage und versuchte zu verhindern, dass seine Tochter Lauretta den Offizier Silvio heiratet. Doch Jacob Romeo Kressin scheute als Hauptmann keine Verkleidung und keine Intrige (er gibt vor, den Papa vergiftet zu haben und heilt ihn als Doktor Mirakel), um seiner Angebeteten nahezukommen und sie anzuschmachten. Als Lauretta setzte sich Mina Yu mit kräftigem, höhensicherem Sopran frech in Szene und opponierte kratzbürstig auch gegen die aufs Erbe schielende Mama Veronika, die Anna Tetruashvili mit ihrem angenehmen Mezzo ausstattete.

Von Peter Foggitt und einem wendigen Mini-Orchester wurde das „Ensemble“ forsch unterstützt. Dabei gefiel die gekonnte orchestrale Instrumentierung ebenso wie die hübschen, kleinen Duette, Terzette und das witzige Omelette-, hier eher Kuchen-Quartett. Törtchen aller Art lockten im Bürgermeisterhaus nicht nur in einer Vitrine, sondern auch die Hocker, der Sarg und die Sitzsäcke glichen zuckrigen Leckereien. In diesem „süßen“, aber auch magenverderbenden Ambiente setzte Regisseur Florian Hackspiel auf stilisierte, oft nur gespreizte Gestik und wenige nette Gags. Dennoch, das Publikum ließ sich gern amüsieren und applaudierte eifrig.GABRIELE LUSTER

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