Gern zu Gast in der Komödie im Bayerischen Hof: Schauspieler Herbert Ulrich.
Zur Premiere kamen auch Hans Stadlbauer und Jutta Kammann. © ABR-Pictures (3)
Familienbande: Kathrin Ackermann kam mit Enkelin Xenia.
Klasse Quartett: (v. li.) Ursula Berlinghof, Bianca Karsten, Patricia Hodell und Bianca Spiegel.
Dass das Älterwerden nichts für Feiglinge ist, das ist hinlänglich bekannt. Umso wichtiger ist es da, sich bereits von Anfang an mit den richtigen Menschen zu umgeben und Energieräuber aus dem Leben zu verbannen. Dies lernen in der Komödie im Bayerischen Hof aktuell auch vier Damen „jenseits der 40“, die hier zusammen „Himmlische Zeiten“ erleben.
Aber dass dieses Ensemble tatsächlich durch dick und dünn zusammenhält, zeigte sich schon in der turbulenten Endprobenphase, die Regisseurin Katja Wolff einiges an Nerven gekostet haben dürfte. Da musste nämlich Ursula Berlinghof, die eigentlich in einer ganz anderen Rolle besetzt war, kurzerhand für eine erkrankte Kollegin nachrücken. Während ihr ursprünglicher Part zumindest in der ersten Woche der Spielserie von Patricia Hodell übernommen wird. Nicht zu vergessen Bianca Karsten, die sich trotz gebrochenem Zeh nicht von ihrem großen Diven-Auftritt abhalten ließ. Immerhin ist sie schon längere Zeit eine der Stützen dieser amüsanten Revue, die nach erfolgreichen Stationen in Stuttgart, Hamburg, Berlin oder Dresden nun auch bei uns über den Sommer die Lachmuskeln des Publikums trainieren soll.
Schauplatz ist eine noble Klinik, in der man laut dem Werbespruch eines Oberarztes zwar nicht zwangsläufig gesund, aber durch plastische Chirurgie zumindest (vermeintlich) schöner wird. Eine Strategie, die nicht von allen gutgeheißen wird. Denn während die dauergestresste Managerin auf Lidstraffung und Fettabsaugung baut, um mit der jüngeren Konkurrenz mitzuhalten, investiert ihre pragmatische Freundin lieber in ein paar bequeme neue Stretch-Hosen. Und so ist es kein Wunder, dass so manche Unterhaltung der beiden aneinander vorbeiläuft und für Schmunzeln sorgt. Karsten und Berlinghof sind dabei ein grandioses Paar, das selbst flache Pointen treffsicher zu verwandeln weiß. Und das mit schonungsloser Ehrlichkeit.
Denn Autor Tilmann von Blomberg spart auch ernstere Themen wie Altersarmut oder Alzheimer nicht aus und begegnet ihnen mit dem nötigen Galgenhumor. Für den ist im Stück vor allem Patricia Hodell als vornehme Frau Hagedorn zuständig, die dank ihrer Demenz kein Blatt mehr vor den Mund nimmt. Auf die Frage, wo Mütter wohl ohne ihre Kinder wären, gibt es für sie etwa nur eine Antwort: auf den Malediven! Weil man dann nämlich noch Geld übrighätte. Und natürlich bekommen auch die (nicht auftretenden) Ehegatten, die allesamt tief in der Dauer-Midlife-Crisis stecken, überaus liebevoll ihr Fett weg.
Wenn Blomberg und sein Arrangeur Carsten Gerlitz den Ohrwurm „Y.M.C.A.“ augenzwinkernd zu „Mein Mann wird alt“ umdichten, ist das nur einer von vielen Hits der Achtziger, die dank neuem Text für Lacher sorgen. Und hier schlägt dann endlich die große Stunde von Bianca Spiegel, die als Jüngste im Frauenbunde erschüttert feststellen muss, dass auch sie jenseits der 40 ihren Eltern plötzlich immer ähnlicher wird. Was in der Konsequenz des Stückes aber eigentlich nur bedeutet, dass die bei der Erziehung doch vieles richtig gemacht haben müssen.
Nach dem MenopausenMusical „Heiße Zeiten“ und „Höchste Zeit“ sind die „Himmlischen Zeiten“ ein stimmiger Abschluss der Vier-Frauen-Trilogie und dank voll klimatisiertem Theater beste Sommer-Unterhaltung.TOBIAS HELL
Weitere Vorstellungen
bis 10. August; Tickets unter
www.komoedie-muenchen.de.