„Es wird hexenkesselesk“

von Redaktion

Dicht & Ergreifend feiern Zehnjähriges in der Münchner Olympiahalle

Sie können auch anders: Bayerns Party-Instanzen George Urkwell (li.) und Lef Dutti ganz entspannt. © Janik Schöbel

Aus der niederbayerischen Provinz zogen sie nach Berlin, gründeten 2014 ein Hip-Hop-Duo – und dann ging alles ganz schnell. Mit partytauglichen Beats, bairischen Mundart-Salven und Hits wie „Zipfeschwinga“ und „Wer schwankt hod mehr vom Weg“ wurden Dicht & Ergreifend zur Sensation zwischen Dingolfing und Deich. Am 25. Oktober feiern Fabian Frischmann, Künstlername Lef Dutti, und Mike Huber, genannt George Urkwell, ihr Jubiläum im großen Stil: auf einer 360-Grad-Bühne in der Münchner Olympiahalle (Karten unter www.muenchenticket.de).

Es gibt Dicht & Ergreifend erst zehn Jahre – und Ihr spielt schon zum zweiten Mal in der Olympiahalle. Wird Euch manchmal bewusst, was für eine Wahnsinnskarriere Ihr in der Zeit hingelegt habt?

Lef Dutti: Wir versuchen uns immer wieder bewusst zu machen, was das für ein Privileg ist, nahezu uneingeschränkt Musik machen zu können.
Urkwell: Ob die Karriere so steil ist, ist ja Ansichtssache. Was das Geld angeht, verorten wir uns bei einem normalen Angestellten. Mit der Olympiahalle mehren wir vor allem unseren inneren Reichtum. (Lacht.)

Na ja, um die größte Halle der Stadt zu füllen, muss man schon berühmt sein.

Urkwell: Ganz ehrlich: Ich kann immer noch nicht glauben, dass überhaupt Menschen auf unser Konzert kommen. Mich haut’s um, wenn ich uns in Fan-Videos auf der Bühne stehen sehe. Das kann aber auch bei einem spontanen Auftritt in einem Regensburger Biergarten sein. Es ist ein Geschenk.
Lef Dutti: Man kann schon verstehen, warum die Leute zu uns kommen – aber selbstverständlich ist es nicht.

Wie kam‘s zu der Idee mit der Rundbühne?

Urkwell: Wir haben ein großes Vorbild, schon seit Gründung der Band: Howard Carpendale.
Lef Dutti: Wir wollten uns einfach mal so fühlen wie der Howard.
Urkwell: Ehrlich gesagt wollen wie unsere Messlatte halt immer ein bisschen höher legen. Vor fünf Jahren haben wir die Olympiahalle schon mal ausverkauft. Durch den irren Abverkauf des jetzigen Konzertes haben wir bemerkt: Das Ding wird krass voll. Wir wollten halt einfach so vielen Leuten wie möglich das Konzert ermöglichen. Mit der 360-Grad-Bühne kommt man von 10 000 auf 14 000 Leute. Für den Howard ist das kein Problem, für uns schon.
Lef Dutti: Es ist auch eine komplett andere Erfahrung für uns als Performer. Die Bühne ist drehbar – jeder Zuschauer ist also so nah wie möglich dran.
Urkwell: Es wird hexenkesselesk.

Ihr habt fulminante Gäste eingeladen, wie man hört.

Lef Dutti: Kofelgschroa waren unser großer Wunsch, und zwar in der Originalbesetzung. Eigentlich treten die ja nicht mehr auf – aber glücklicherweise reformieren sie sich für uns. Dazu gibt’s noch einige überraschende Rap-Gäste. Und außerdem ist ein Gast zu erwarten, der eine Galionsfigur der bayerischen Kultur ist.

Ihr seid Gerhard-Polt-Fans. Ist er es?

Urkwell: Man kann auch die Frage stellen: Wie viele lebende Kultur-Legenden hat Bayern wirklich? Trotzdem: Es soll eine Überraschung sein.
Lef Dutti: Du hast aber völlig Recht: Wir sind große Gerhard-Polt-Fans.

Was waren die beeindruckendsten Momente? Ihr habt mit Sido gespielt, mit den Münchner Symphonikern…

Urkwell: Cypress Hill!
Lef Dutti: Im Zenith!
Urkwell: Die waren von Anfang an Teil unserer Hip-Hop-Entwicklung.
Lef Dutti: Großartig war aber auch ein Auftritt ganz am Anfang in einem Brettl-Zelt auf dem Tollwood. Eintritt frei. Wir haben nicht viel erwartet, es war brüllend heiß. Am Ende war’s gesteckt voll und alle haben sich auf uns eingelassen. Fünf Jahre später haben wir die Tollwood-Arena ausverkauft.

Ihr habt Euch mit 18 kennengelernt – wäre es jetzt nicht langsam an der Zeit für die ersten künstlerischen Differenzen?

Lef Dutti: Künstlerische Differenzen gibt’s immer, das Spannende ist, wie wir wieder zusammenfinden. Am Ende einigen wir uns. Es wird immer besser, als wenn man’s so gemacht hätte, wie es der eine oder der andere anfangs wollte.

Das klingt jetzt fast ein bisschen zu harmonisch.

Urkwell: Es stimmt, privat haben wir nichts miteinander zu tun. Wir mögen uns auch nicht und reden eigentlich nur über unsere Agenten miteinander. (Lacht.) Das merkt man auch an unserem neuen Video.

In „Bitte ned heid“ sieht man Dich, Urkwell, in Koh Phangan, Thailand. Lef Dutti ist derweil im Südwesten der USA unterwegs.

Urkwell: Genau, die zwei am weitestmöglich voneinander entfernten Orte. Und mittendrin unsere Wiener Gast-Rapper Kreiml & Samurai.
Lef Dutti: Wir waren bei dem Dreh komplett unabhängig voneinander. So konnte sich jeder für sich austoben, aber das merkt man dem Resultat nicht an. Im Klartext heißt das: Selbst wenn wir zwei auf völlig unterschiedlichen Kontinenten sind, kommt am Ende was richtig Geiles dabei raus.

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