Wie bei fast allem, was erfolgreich ist, sind es ja meist mehrere Faktoren, die entscheidend sind für das Außergewöhnliche. Bei den Bad Hersfelder Festspielen ist es zuerst die Stiftsruine als Spielort im malerisch-schönen ehemaligen Klosterareal, die allein schon eine magische Aura hat. Und dann braucht es natürlich die Menschen, die Festspieler auf, vor und hinter der Bühne. Der faszinierende Spielort hat schon immer die ganz großen Namen angezogen. Entsprechend ist auch der Etat ausgestattet, um in der obersten künstlerischen Liga mitspielen zu können. Doch Geld allein macht noch keine große Kunst. Bad Hersfeld verströmt ab der Probenzeit im Mai ein besonderes Flair. Die 30.000er-Stadt ist ab dieser Zeit für Monate geprägt von den angereisten Künstlerinnen und Künstlern, vom Hämmern und Schrauben der Bühnen-Crew, dem quirligen Treiben in Maske und Kostümschneiderei.
Und die Ensemblemitglieder, die in Bad Hersfeld oft eine Bleibe auf Zeit in Einliegerwohnungen oder ehemaligen Jugendzimmern mit Familienanschluss suchen und finden, sind umgarnt von der Begeisterungsfähigkeit der Einheimischen für ihre Festspiele. Freundlich gegrüßt im Stadtbild, in Cafés und Restaurants, treffen die Darstellerinnen und Darsteller auf eine herzliche Willkommenskultur – dieser Flair wirkt auch auf Festspielgäste. Bad Hersfeld ist so, zumindest auf Zeit, nicht nur eine unter vielen schönen kleinen Städten, sondern so etwas wie ein sommerlicher Kulturmagnet in der topografischen Mitte Deutschlands. Übrigens: es wird mitunter behauptet, dass die Festspielkantine an der Stiftsruine als Biergarten, wo das Ensemble in Spielpausen sich mit Gästen bei Wein oder Schorle mischt, einer der speziellsten im Lande ist.