„Ich bewundere dich“, sagt Michaela May (li.) über Hofspielhaus-Chefin Christiane Brammer. © ABR-Pictures
Wenn das kein Grund zum Feiern ist: Entgegen allen Prognosen hat die Schauspielerin Christiane Brammer 2015 gewagt, ihr winziges Theaterchen mit dem hübschen Namen Hofspielhaus zu eröffnen. In einer schmalen Seitenstraße der Maximilianstraße, fast noch in Sichtweite zu den großen Münchner Bühnen wie der Staatsoper, dem Residenztheater oder den Kammerspielen – und dem Hofbräuhaus. Mit immensem Einsatz, vielen Helfern, schier unerschöpflicher Energie und einer niemals endenden Begeisterung fürs Theater ist es Brammer gelungen, die Räume einer ehemaligen Disco in eine kreative Begegnungsstätte auf drei Ebenen zu verwandeln. Sieht man sich die Bilder der Bauarbeiten an, lässt sich vage erahnen, wie viel Magie für dieses Riesenprojekt nötig war, so ganz ohne Subventionen.
Entsprechend gelöst und begeistert ist die Stimmung bei der Jubiläumsparty anlässlich des zehnten Geburtstages. Da alle Weggefährten, Fans sowie die Mitglieder des neu gegründeten Freundeskreises eingeladen waren, reichte die Spielstätte mit ihren maximal 70 Sitzplätzen nicht aus, das Team feierte stattdessen mit etwa 500 Gästen im Innenhof der Alten Münze gleich nebenan. Die Haber Jazzband sorgte mit Swing-Klassikern für perlendes Partyflair, ehe unter anderem Stamm-Schauspieler Michael A. Grimm einen Text des legendären Theatermannes Max Reinhardt vortrug. Später animierten Ecco DiLorenzo and his Innersoul, der „Godfather of Munich Soul“ tatsächlich jeden zum Tanzen.
Zehn Jahre Hofspielhaus geben einiges her, wie das extra für den Anlass erstellte Erinnerungsbuch zeigt: über 2000 Vorstellungen, 90 Eigenproduktionen. 122 000 Menschen kamen, um mehr als 500 Künstlerinnen und Künstler zu sehen. 249 Gastspiele fanden statt. 1137 frisch zubereitete Brotzeitbrettl listet die Hofspielhaus-eigene Statistik noch auf, „eine Pandemie, 42 Tränen, 43 Lachanfälle und zwei Wurschtsemmeln“.
Gesellschaftsrelevant sollte es nach Ansicht der Chefin unbedingt sein, was da im Hofspielhaus auf die Bühne kommt. Und dabei bitte gut unterhalten. „Theater muss auch politisch sein heutzutage“, sagt Brammer. „Aber ich möchte Stücke herausbringen ohne erhobenen Zeigefinger. Die entsprechenden Gedanken dazu macht sich das Publikum nämlich anschließend selbst.“ Sogar für den Nachwuchs sorgt die unerschütterlich optimistische Christiane Brammer gleich selbst: Im Jugendclub können sich junge Theaterinteressierte ausprobieren, beim Schreiben, Inszenieren, Kostümenähen und natürlich beim Spielen. Den Worten von Gratulantin Michaela May kann man sich daher nur anschließen: „Liebe Christiane, ich bewundere dich!“ rief sie hingerissen in die laue Sommernacht. Und alle Gäste stimmten mit ein.ULRIKE FRICK