Sie schenken uns die Kunst

von Redaktion

Die PIN. Freunde, der Förderverein der Pinakothek, feiern 60. Jubiläum – ein Blick zurück

Neuankauf: Gerade erwarb PIN „Fulani“ von Zizipho Poswa. © PIN

Die Provenienz von Fernand Légers „Le Typographe“ lässt PIN prüfen. © kjk

Starkes Team: die PIN-Vorstandsmitglieder (v. li.) Katharina von Perfall, Stephanie Rechenberg, Dorothée Wahl und Annette Stadler. © Michael Tinnefeld/api

Der Himmel klatschte Applaus zum Geburtstag – deshalb wurde das traditionelle sommerliche Picnic en blanc der PIN. Freunde dieses Jahr in die Rotunde der Pinakothek der Moderne verlegt. © Michael Tinnefeld/api

Neulich war Katharina von Perfall mit zwei ihrer Enkelkinder bei Flux, dem neuen kunterbunten Aufenthaltsort vor der Pinakothek der Moderne. Nach einer Runde auf dem Spielplatz fiel ein Satz, den man nun vielleicht nicht unbedingt von einem Kind erwarten würde: „Können wir jetzt auch noch ins Museum gehen?“ Katharina von Perfall lacht, als sie die Anekdote erzählt. Weil sie ja selbst weiß, was sich viele Menschen unter einem Museum vorstellen. Verstaubt, langweilig, für Kinder eh ein Graus. So war das vielleicht noch vor 60 Jahren, als der Förderverein PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne unter dem damaligen Namen Galerie-Verein gegründet worden ist. Doch auch dank PIN ist dröge Wissensvermittlung ja nun wirklich grauer Schnee von gestern. Viel Fördergeld fließt Jahr für Jahr unter anderem in die Museumspädagogik, die dafür sorgt, dass Groß und Klein auf mitreißende und überraschende Art Kultur erleben.

Katharina von Perfall ist seit Jahren im Vorstand des Vereins. Gemeinsam mit der Vorsitzenden Dorothée Wahl, deren Stellvertreterinnen Annette Stadler und Stephanie Rechenberg lud sie am Montagabend wieder zum großen Picnic en blanc. Dem Sommerevent des Vereins, das eigentlich auf der Wiese vor dem Museum stattfindet; weil der Himmel zum Jubiläum aber außergewöhnlich viel Applaus spendete, verlegte man die Veranstaltung kurzerhand in die Rotunde (siehe unten). „Wir sind schon gesegnet mit diesem Haus“, meint denn auch Katharina von Perfall, als man sie nachmittags vor dem Picknick trifft und sieht, wie im lichtdurchfluteten Foyer die Tische und Bänke aufgebaut werden.

Man hat sich zum gemeinsamen Rundgang durchs Haus verabredet. Denn 60 Jahre Förderverein, das heißt neben etlichen Veranstaltungen und Reisen für die derzeit 1048 Mitglieder, neben der erwähnten Förderung der Vermittlungsprogramme, neben bereits 140 Ausstellungsunterstützungen seit der Eröffnung der Pinakothek der Moderne im Jahr 2002 und neben der alljährlichen großen PIN. Auktion auch: 1360 Ankäufe für die Sammlungen. Und was sich hinter „Ankäufe“ verbirgt, ist vielfältig wie die Speisen, die die Gäste später aus ihren Picknickkörben zaubern. In fast jedem Ausstellungsraum deutet Katharina von Perfall auf ein Werk, das PIN für die Sammlungen erworben hat. Von Horst Antes bis Georg Baselitz, von Katharina Grosse bis Anne Imhof, von Jasper Johns, Paul Klee, Julie Mehretu, Neo Rauch bis Gerhard Richter, Cy Twombly, Mac Zimmermann. „Als der Galerie-Verein gegründet wurde, war Bayern Agrarstaat. Es ist so lange her. Es gab keinerlei internationale Bindungen auf dem Kunstmarkt, die sich von selbst ergeben hätten.“

Damit begannen die Gründungsmitglieder um die damaligen Vorsitzenden Walter Bareiss und Herzog Franz von Bayern. „Lücken der Sammlungen mussten gefüllt werden, ganze Jahrzehnte fehlten. Der Herzog und Walter Bareiss waren ununterbrochen unterwegs.“ Anfangs stießen sie bei den Sammlungsdirektoren nicht immer auf offene Ohren. „Es brauchte lange, bis sich ein Miteinander ergab. Erst war’s ein Dagegen, dann ein Dennoch – und ist inzwischen ein sehr produktives Miteinander. Immer getragen von derselben Grundidee, nämlich, dass man das Haus in der Gegenwart halten will und nicht wieder Lücken entstehen lässt.“

Dabei stellen sie sich auch der gesellschaftspolitischen Verantwortung. In der Debatte um mögliche NS-Raubkunst in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen hinterfragten die PIN. Freunde, ob Werke betroffen sein könnten, die mit Mitteln des Vereins angeschafft worden sind. Da ploppte Fernand Légers „Le Typographe“ (1919) auf, das der Verein 1971 erworben hatte. „Hier gibt es eine große Lücke in der Provenienzgeschichte. Wir haben aus Vereinsmitteln einen externen Experten beauftragt, um die Herkunftsgeschichte des Werkes zu recherchieren. Wir wollen das klären.“

Und was wünschen sie sich noch zum 60. Geburtstag? „Dass wir viele weitere Menschen finden, die dieses Haus und diese Sammlung wirklich zu ihrem Anliegen machen. Wir freuen uns über jeden, der mitmachen möchte.“ Wer neue Freunde sucht, der wird hier fündig.KATJA KRAFT

Artikel 8 von 11