Sie verantworten Händels „Giulio Cesare“: Dirigentin Emmanuelle Haïm und Regisseur Dmitri Tcherniakov. © Jan Friese
Die Erfolgsinszenierung kehrt zurück: Der „Jedermann“ mit Philipp Hochmair und Deleila Piasko wird an diesem Samstag wiederaufgenommen. © Monika Rittershaus
Blutige Konflikte und Machtspiele prägen das aktuelle Weltgeschehen – auch die bevorstehenden Salzburger Festspiele. Das renommierte österreichische Festival spannt den Bogen von einer Barockoper über brutale Rivalitäten in der Antike bis zu einem Weltkriegsdrama. Mit Stars wie dem Schauspieler Christoph Waltz oder dem Pianisten Lang Lang können die Festspiele aus dem Vollen schöpfen.
Einen Tag nach dem Start gibt es am Samstag die Wiederaufnahme des „Jedermann“. Die erfolgreiche Inszenierung von Robert Carsen aus dem Vorjahr steht erneut auf dem Programm. Der energiegeladene Philipp Hochmair hat sich als ideale Besetzung für die Hauptrolle im „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ gezeigt. Ihn fasziniere an dem Stück „die Gier nach Macht und nach Unendlichkeit, und diese Blindheit, die daraus entsteht“, sagte er dem Sender ORF.
Zwei Opern mit Countertenören
Karl Kraus verarbeitete den Ersten Weltkrieg in „Die Letzten Tage der Menschheit“. Das Drama mit etwa 220 Szenen und 1100 Personen besteht teils aus realen Gesprächen und Zeitungstexten, die der Autor damals aufgeschnappt hatte. Für Salzburg wurde das Stück auf eine spielbare Länge gekürzt. Unter anderem steht der ehemalige Jedermann-Darsteller Michael Maertens auf der Bühne. „Es ist eine Warnung vor den Mechanismen des Krieges und vor den Mechanismen der Propaganda“, so Intendant Markus Hinterhäuser. Auch heute seien solche Mechanismen allgegenwärtig.
Beim diesjährigen Eurovision Song Contest hat der Countertenor JJ mit seinem Sieg die Aufmerksamkeit auf dieses extrem hohe Stimm-Fach gelenkt. Solche Sänger sind dieses Jahr auch bei den Salzburger Festspielen stark vertreten, etwa in Händels Barockoper „Giulio Cesare in Egitto“. Die drei männlichen Hauptrollen in dem brutalen Macht-Drama um den römischen Feldherrn und Herrscher Caesar sind mit Countertenören besetzt. Dirigentin Emmanuelle Haïm sieht Verbindungen zwischen Barock- und Popmusik. Sie nannte etwa die direkte emotionale Wirkung der Musik und den Fokus auf Rhythmus. „Das Element der Improvisation macht die Musik auch sehr lebendig.“
Zu den Höhepunkten der Saison gehört auch die Opern-Version des Tschechow-Dramas „Drei Schwestern“. In dem zeitgenössischen Werk von Peter Eötvös werden die Protagonistinnen von drei Countertenören verkörpert. Mit Spannung wird auch Donizettis italienische Oper „Maria Stuarda“ in der Inszenierung von Ulrich Rasche erwartet. Denn der deutsche Regisseur bleibt seiner mechanisch-industriellen Handschrift treu und spult das Königinnen-Drama mit einer genauen Bewegungschoreografie auf Drehbühnen ab.
Zu den Künstlern gehören in dieser Saison zwei Schauspieler, die international durch den Tarantino-Film „Inglourious Basterds“ bekannt sind: Christoph Waltz tritt als Sprecher in Strawinskys Opern-Oratorium „Oedipus Rex“ auf, während August Diehl die Hauptrolle in dem Stück „Der Schneesturm“ spielt.
Auch die Konzerte bieten eine reiche Auswahl an berühmten Musikern: So treten etwa die Pianisten Lang Lang, Igor Levit und Daniil Trifonov in der Mozartstadt auf. Auf dem Podium dirigieren unter anderem Riccardo Muti, Kirill Petrenko und der Jungstar Klaus Mäkelä. Der Künstler Georg Baselitz gestaltet Marionetten für Strawinskys „Die Geschichte vom Soldaten“.
Nach der Aufregung um die Entlassung der Schauspielchefin Marina Dawydowa im vergangenen November ist wieder Ruhe im Festspiel-Management eingekehrt. Fragen zu Stellenwert und Leitung der Theater-Sparte in der Zukunft sind jedoch bislang ungeklärt. Das liegt auch daran, dass die Festspiele in den kommenden Jahren umfangreiche Renovierungen planen, für die Spielstätten temporär geschlossen bleiben. Bis zum 31. August stehen 174 Opern-, Theater- und Konzertaufführungen auf dem Programm. Etwa 222 700 Karten wurden aufgelegt. Die Preisspanne reicht von 5 bis 475 Euro, wobei Oper deutlich teurer ist als Theater. Für beide Sparten waren zuletzt noch Plätze zu haben.DPA