Kämpferin: Connie Francis (1937-2025). © Peter Förster/dpa
Pretty little Baby: Connie Francis. © UPI
Egal, ob sie auf Englisch, Deutsch oder Italienisch sang: Connie Francis traf immer mitten ins Herz. Nun trauert die Musikwelt um einen der größten Schlagerstars der 1950er- und 1960er-Jahre. Wie ihr Freund und Manager Ron Roberts gestern auf Facebook mitteilte, ist die als Concetta Rosa Maria Franconero am 12. Dezember 1937 geborene US-Amerikanerin in der Nacht zu Donnerstag verstorben. „Ich weiß, dass Connie es gutheißen würde, dass ihre Fans zu den Ersten gehören, die diese traurige Nachricht erfahren“, schrieb Roberts.
Es stimmt, Francis legte vor allem in den Fünfzigern und Sechzigern eine ungemein erfolgreiche Karriere hin. Beginnend mit ihrem ersten Hit in den Charts, „The Majesty of Love“, den sie zusammen mit Marvin Rainwater aufgenommen hatte. 1957 erschien er. Und dann der absolute Durchbruch: Am Neujahrsmorgen des Jahres 1958 spielte der Moderator Dick Clark Connie Francis’ Platte „Who’s sorry now?“ in seiner täglichen Show „American Bandstand“, der damals erfolgreichsten Musiksendung im US-Fernsehen. Die Scheibe ging, wie man so sagt, durch die Decke, erreichte Platz vier in den Vereinigten Staaten und Platz eins in Großbritannien.
Schon bald folgte der Clou: Connie Francis sang nicht bloß auf Englisch, sondern veröffentlichte 1959 das Album „Connie Francis sings Italian Favorites“, ihre erfolgreichste Platte überhaupt. So sollte es weitergehen, deshalb sang sie bald auch auf Spanisch, nahm lateinamerikanische und auch jüdische Klassiker auf – und war damit eine der ersten US-amerikanischen Künstlerinnen, die regelmäßig mehrere Sprachen und Kulturen musikalisch bediente.
Doch in den Siebzigern dann die Tragödie: Nach einem Konzert am 8. November 1974 wurde Connie Francis in ihrem Motelzimmer in New York vergewaltigt und erstickte beinahe unter dem Gewicht einer schweren Matratze, die der Angreifer nach seiner Attacke auf sie geworfen hatte. Der Mann hatte sich wohl wegen eines kaputten Türschlosses Zugang zu ihrem Zimmer verschaffen können – Connie Francis verklagte die Betreiberkette des Motels auf Schadenersatz und erhielt 2,5 Millionen US-Dollar. Sie gründete damit eine Opferhilfe.
Nach dem seelischen Drama kam es 1977 zum physischen: Francis verlor ihre Stimme nach einer fehlgeschlagenen Nasenoperation. Es folgten weitere Operationen zur Behebung des Zustandes, sie musste Unterricht nehmen, um sich ihre Stimmkraft mühsam zurück zu erkämpfen.
Erst kürzlich feierte sie ein Revival
Viele weitere Schicksalsschläge trafen die Sängerin – ihr Bruder wurde von der Mafia erschossen; bei ihr selbst eine bipolare Störung diagnostiziert, worauf Zwangseinweisungen in Psychiatrien folgten. Doch Connie Francis, die Kämpferin, stand immer wieder auf. In Deutschland eroberte sie 1992 mit einem Medley von fünf ihrer größten deutschen Hits die Herzen der Fans zurück. Sang daraufhin erneut mit Peter Kraus, mit dem sie zwischen 1959 und 1963 bereits mehrmals zusammengearbeitet hatte.
Und zuletzt vielleicht das Schönste: Die Sängerin von Hits wie „Schöner, fremder Mann“ oder „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ wurde zum Internethit. Plötzlich war ihr 1962 erschienenes Lied „Pretty little Baby“ in dem Sozialen Netzwerk Tiktok omnipräsent. Eine neue Generation von Fans, Influencer und Promis wie die Kardashians sangen und tanzten auf einmal zu diesem Lied. Sie selbst konnte sich darüber amüsieren: „Ich habe diesen Song vor 63 Jahren aufgenommen. Um ehrlich zu sein, ich konnte mich nicht einmal an das Lied erinnern“, meinte sie trocken im Gespräch mit dem „People“-Magazin.KATJA KRAFT